: Kölsch Jecke – exklusiv in Hamburg
Gerade noch rechtzeitig vor Ende der Session: Der Machtclub lädt zur „großen Prunksitzung“ in den Malersaal
„Ich finde Karneval albern“, gibt Alexander Posch zu. „Ich habe keinen Bezug dazu. Aber wenn ich woanders herkäme, dann würde ich sicher gern Karneval feiern, denn ich habe eine alberne Ader.“ Deshalb wird der Schriftsteller aus Rahlstedt am kommenden Dienstag in seinem Bienenkostüm Büttenreden schwingen. Zur „großen Prunksitzung“ im 40. Machtclub im Malersaal. Dort liest er seine neue Prosa: Über das Verkleiden und über den Tod, außerdem wird er ironische Geschichten aus seinem „Rahlstedter Eigenheim-Universum“ erzählen. Von störenden Rasenmähergeräuschen, von der Liebe, die man wie seinen Rasen pflegen muss, selbst wenn es einen im Mütterkreis gebastelten Hirsch kostet. „Schwierig, so einen Siebzehnender mit Streichholzstückchen und Klebe an eine Kastanie zu modellieren. Schließlich ist der Kopf mit dem Geweih so schwer, dass er ohne untergeschobenes Feuerzeug immer nach vorne fällt.“
Die Moderatoren der „großen Prunksitzung“ – gerade noch rechtzeitig vor Ende der „Session“ am Karnevalsdienstag angesetzt – haben außerdem zwei dichtende Kölner geladen: Stan Lafleur und Guy Helminger. „Guy Helminger verehrt Karneval. Es war deshalb schwierig, ihn aus Köln rauszulocken“, erzählt der Moderator des Abends, Dierk Hagedorn. Stan Lafleur dagegen verabscheut die „Fünfte Jahreszeit“ und ist froh, fliehen zu können. Der Erfinder der „Bierbar-Barbie“ wird Lyrik lesen – was genau, wird sich kurzfristig zeigen. Die Veranstalter hoffen allerdings, dass ihm das eine oder andere Rhein-Gedicht über die Lippen kommt, das er vielleicht sogar per Flaschenpost dem Wasser anvertraut. So, wie er das schon öfter gemacht hat, war er doch 2004 Inselschreiber von Sylt, wo er unter anderem das Prinzip Flaschenpost erforschte.
Und um dem Karneval auch optisch gerecht zu werden, planen die Moderatoren Dierk Hagedorn und Hartmut Pospiech, den Kostümfundus des Schauspielhauses zu plündern, um sich und ihre Gäste in Schale zu werfen. „Wir moderieren unter anderem als Ritter und Burgfräulein, Papst und Nonne, Cowboy und Indianer, Jäger und Sammler“, schmunzelt Dierk Hagedorn. Auf der Bühne wird dann bereits das Bühnenbild von Schorsch Kameruns Opernschlacht Der Spezialmensch stehen. Im Machtclub haben die vielen Drehelemente, die abgehängten Decken und virtuosen Lichtspiele quasi Vorpremiere – einen Tag vor der Uraufführung des Spezialmenschen.
Guy Helminger wird hier aus seinem reichen Textfundus schöpfen und wortrocken, was das Zeug hält. Der Gewinner des 3sat-Preises auf dem Klagenfurther Literaturwettbewerb 2004 dichtet in allen Genres, und so kann von Lyrik bis zum dramatischen Wortgefecht alles vorkommen. „Es wäre schön, wenn auch das Publikum verkleidet käme“, findet Hagedorn. Pappnasenkontrolle besteht zwar nicht, jedoch wollen die Machtmacher verkleidungsmutige Hamburger mit einer Hand voll Kamellen belohnen.
Angst vor Schunkelzwang und zotigen Witzen braucht im Übrigen niemand zu haben. Denn im Grunde läuft auch der Karnevals-Machtclub nach seinem bewährten Schema ab: Erst lesen die geladenen Dichter, anschließend laden die Moderatoren das Publikum zur traditionellen Jägermeisterschaft ein. Thema diesmal: der Hirsch im Karneval, Wildschwein und Jagd. Zum Wettbewerb sollen die Zuschauer selbst verfasste Geschichten von etwa fünf Minuten Länge mitbringen. Mit denen treten sie dann in orangenen Bademänteln gegen die Profischreiber an.
Katrin Jäger
Machtclub Nr. 40, „Die große Prunksitzung“: Di, 8.2., 20.30 Uhr, Malersaal