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Archiv-Artikel

Advokat ist Schiedsrichters Liebling

Stephan Holthoff-Pförtner ist aufgestellt, um Schiri Hoyzer juristisch durch den Wettskandal zu manövrieren

Der Fall begann mit einem Fehlstart. Als der Essener Rechtsanwalt Stephan Holthoff-Pförtner vor rund einer Woche das Mandat von Skandal-Schiedsrichter Robert Hoyzer übernahm, griff er als Erstes den DFB an. Hier finde eine „Hinrichtung“ statt, keine Untersuchung, fauchte der Advokat. Zwei Tage später gestand Hoyzer seine Verwicklungen und der Anwalt ruderte kleinlaut zurück: „Ich habe mich heute telefonisch für meine Angriffe vom Dienstag beim DFB entschuldigt“, sagte er in einem Fernsehinterview.

Die gleiche Strategie – alles gestehen, nichts beschönigen – empfiehlt Holthoff-Pförtner jetzt auch seinem Mandanten. Mit Erfolg. Binnen wenigen Tagen gelang es dem Anwalt, Hoyzers Bild in der Öffentlichkeit zu wandeln: vom schwarzen Schaf der Schiri-Familie zum Vertrauen erweckenden Kronzeugen gegen die Wettmafia. „Der für mich derzeit am seriösesten erscheinende Informant ist der Herr Hoyzer“, sagte jetzt etwa DFB-Chef Theo Zwanziger.

Schon früh hat Holthoff-Pförtner deshalb angedeutet, dass in die Affäre „mehrere Personen in verschiedenen Funktionen“ verstrickt sind. In einem Zeit-Interview verweist er auf „Leute aus dem osteuropäischen Ausland“, die früher zum Geheimdienst gehörten. Die Strategie ist klar: Hoyzer war nur ein kleines Rädchen im Getriebe, der nun aber helfen kann, den Sumpf trockenzulegen – wenn man fair mit ihm umgeht.

Dass jetzt immer mehr Namen von möglicherweise korrupten Spielern und Schiedsrichtern bekannt werden, nutzt Holthoff-Pförtner natürlich. Der 55-Jährige mit den grau melierten Schläfen legt aber Wert darauf, dass nicht er die Namen ausgeplaudert hat, sondern die Verteidiger der inhaftierten Kroaten vom Café King. Wichtig ist das, weil Holthoff-Pförtner mit seiner Medienstrategie immer aufpassen muss, dass er Gericht und Staatsanwaltschaft nicht verärgert oder gar Ermittler behindert. Es war schon hart an der Grenze zum Affront, dass Hoyzer sein Geständnis zunächst den in Holthoff-Pförtners Kanzlei versammelten Medien diktierte und erst zwei Tage später der Staatsanwaltschaft.

Im Rampenlicht stand Holthoff-Pförtner bereits, als er Exkanzler Helmut Kohl vertrat, in der CDU-Schwarzgeldaffäre – wo Kohl anders als Hoyzer dichthielt und die Namen seiner Geldgeber nicht nannte – und beim Streit um Kohls Stasi-Akte. Den Kontakt zu Kohl stellte damals der CDU-Abgeordnete und heutige Fraktionsvize Ronald Pofalla her. Er ist Sozius von Holthoff-Pförtner. Laut Süddeutscher Zeitung verbrachte Holthoff-Pförtner sogar seinen Weihnachtsurlaub auf Sri Lanka mit Kohl.

Auffällig ist, dass die Bild meist die besten Informationen im Schiedsrichter-Skandal hat und auch Bild-Chef Kai Dieckmann ein enger Freund von Kohl ist. Hat etwa Bild dem angeschlagenen Schiedsrichter den Weg zu Holthoff-Pförtner gewiesen? „Das kann ich ausschließen“, betont Bild-Vize Alfred Draxler.

CHRISTIAN RATH