mottowagen
: Lächerlich und verlogen

Die Kritik am Mottowagen Nr. 12 im kommenden Rosenmontagszug und der Entschluss des Festkomitees, den Wagen umzugestalten, sind unbegründet, lächerlich und noch dazu verlogen. Weitgehend unbegründet ist die Aufregung von „Kein Mensch ist illegal“ und Rom e.V. Die Karnevalsvereine sind keine Politprofis, die ihre „löstige“ Wagen bis ins Letzte durchdenken. Mit ihrer betont unrassistischen Aufmachung wollten die Sülz-Klettenberger genau das Fettnäpfchen umgehen, in das sie nun geworfen worden sind.

KOMMENTAR VONSEBASTIAN SEDLMAYR

Natürlich wäre der Taschendiebe-Wagen gelungener gewesen, hätte hinter dem Baby noch eine Elternfigur gestanden, die ihren Nachwuchs vernachlässigt – oder gleich ein Sinnbild des wachsenden Gefälles zwischen Arm und Reich, das Klauen für manche zur Überlebensstrategie werden lässt. Aber derart profunde Auseinandersetzung mit sensiblen Themen ist von den Gestaltern nicht zu erwarten.

Komplett lächerlich macht sich die Zugleitung jetzt, wenn sie das Gefährt übermalen lässt und einen Wagen im Zoch führt, dessen Geschichte durch die Medien längst bekannt ist, der aber ohne Schriftzug überhaupt keinen Sinn mehr macht.

Richtiggehend verlogen aber sind jene Kommentatoren, die noch voriges Jahr Köln als die Metropole der Taschendiebstähle ausgemacht hatten und nun meinen, das Thema eigne sich nicht für einen Wagen, „zumal in Köln bei der Lösung dieses Problems in den vergangenen beiden Jahren viel erreicht worden ist“ (Kölner Stadt-Anzeiger). Die „Klau-Kids“ waren auch im Kommunalwahlkampf ein zentrales Thema, das vom Express in die Welt gesetzt und vom Kölner Stadt-Anzeiger weiter verbreitet worden ist. Und nun, seit im Rathaus die große Koalition regiert, soll man darüber nicht mehr reden dürfen? Das ist die Art von Bigotterie, die Köln in den kulturellen Ruin treibt.