nach auschwitz
: Billige Büttenreden

Die NRW-Politiker haben das Karnevalswochenende genutzt, um sich als Kämpfer gegen die NPD darzustellen. SPD-Innenminister Fritz Behrens will offenlegen, „welches hässliche Gesicht“ die NPD unter der „Maske des Biedermanns“ verbirgt. CDU-General Jochen Reck will die Rechtsaußen „entschieden politisch bekämpfen“. Grünen-Chefin Britta Haßelmann kündigte an, die „Antidemokraten öffentlich zu stellen“. Alle sind gegen die NPD, die im sächsischen Landtag eine Gedenkminute für die Shoah-Opfer boykottiert hatte.

KOMMENTAR VONMARTIN TEIGELER

So richtig die Kampfansagen an die Neonazis sind, so wenig werden sie offenbar beim Thema Gedenkstättenfahrten beherzigt. Staatliche Zuschüsse für Reisen zum Nazi-Vernichtungslager Auschwitz wurden im aktuellen NRW-Haushalt eingespart. Ob Jugendliche an den Tatorten über das größte Verbrechen der menschlichen Zivilisation aufgeklärt werden, scheint den Landespolitikern egal zu sein. Das Gedenken an die Opfer wird in NRW dosiert – nach Kassenlage. Die NPD dürfte es freuen.

Wenn die Politiker ihre Anti-Nazi-Reden vom Wochenende ernst nehmen, sollten sie die Kürzungen bei den Gedenkstättenfahrten schnell korrigieren. Noch vor dem 8. Mai, dem nächsten Gedenktag an das Ende des NS-Terrors, müssen die Kürzungen rückgängig gemacht werden. Reagieren die NRW-Politiker nicht, haben ihre nächsten Ansprachen den moralischen Gehalt billiger Büttenreden.