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Archiv-Artikel

Zorn auf Nazi-Parolen

Ausschreitungen bei Demo gegen NDP-Infostand in Harburg. Polizei nimmt mehr als 20 Leute in Gewahrsam

Sonnenblumen sind an diesem Samstagmorgen mit Kreide auf den Boden des Herbert-Wehner-Platzes in Harburg gemalt. „Nazis sind doof“ und „Harburg bleibt bunt“ steht daneben. „Kinderkram“ scherzt ein Neonazi. „Mehr kann die Antifa nicht“, witzelt ein anderer. Keine halbe Stunde später vergeht den etwa 30 Neonazis, die an diesem Wochenende einen Infostand der „Nationaldemokratischen Partei Deutschland“ (NPD) auf dem Platz vor der Karstadt-Filiale aufgebaut haben, die gute Laune, als ein Herr ihren Tisch umstößt.

Bereits eine Stunde zuvor hatten mehr als 200 Demonstranten keine 500 Meter entfernt am Lüneburger Tor gegen die NPD demonstriert. Jetzt kreist die Antifa den Stand ein. Eier und Flaschen fliegen. Sofort schirmt die Polizei die Rechten ab und ruft Verstärkung. Trotzdem kommt es zu Auseinandersetzungen.

Im Karstadt-Haus wie auch auf dem Markt Am Sande, wo Rechte ihre Flugblätter verteilen, geraten sie mit Linken aneinander. Alexander Hohensee, Anmelder des NPD-Standes, beschwert sich wegen der Störungen bei der Polizei. Doch der Einsatzleiter erwidert: „Auch bei Ihnen haben wir schlagstockähnliche Gegenstände gefunden“, und lässt den Neonazi Jan Steffen Holthusen vom verbotenen „Hamburger Sturm“ in Gewahrsam nehmen, weil er Latten mitgebracht haben soll. Als sich Passanten der protestierenden Antifa anschließen, droht die Lage zu eskalieren. „Das soll erlaubt sein“, beschweren sie sich bei Polizisten über den NPD-Stand. Aber es gibt auch andere Stimmen, die sagen: „Stimmt“, als sie die Flugblätter lesen.

Als es einem Jugendlichen und später zwei Frauen gelingt, den NPD-Stand erneut umzustoßen, nimmt die Polizei sie und weitere 20 Personen aus beiden Lagern in Gewahrsam. Am späten Nachmittag fahren die Rechten in einem bereitgestellten HVV-Bus weg. Andreas Speit