: Einstiger Müllmogul ist von Verfolgern umzingelt
Dem Viersener Unternehmer Hellmut Trienekens geht es an den Kragen: In Köln steht er ab September wegen seiner Verwicklung in den Müllskandal vor Gericht. In Bonn will man ihn wegen Bestechung verklagen. Und auch in Weisweiler, Oberhausen und Krefeld laufen Ermittlungsverfahren
Köln taz ■ Der Kölner Müllskandal wird demnächst wieder vor Gericht verhandelt. Anfang September soll die Hauptverhandlung gegen den früheren Viersener Entsorgungsunternehmer Hellmut Trienekens beginnen. Das teilte gestern das Kölner Landgericht mit. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 66-Jährigen vor, an den Schmiergeldgeschäften im Zusammenhang mit der Müllverbrennungsanlage (MVA) in Köln-Niehl beteiligt gewesen zu sein. Verhandelt werden soll gegen ihn wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue zum Nachteil der Kölner Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft (AVG) und zur Angestelltenbestechung. Der Prozess ist zunächst auf 19 Verhandlungstage angesetzt und soll bis Anfang Februar 2006 laufen.
Rund elf Millionen Euro an Schmiergeldern flossen Mitte der 1990er Jahre beim Bau der Kölner MVA. Davon soll Trienekens gut eine Million Euro erhalten haben. Der Beschuldigte sei in den Kreis der Schmiergeldempfänger einbezogen worden, weil er als damaliger Mitgesellschafter der Müllofenbetreiberfirma AVG eine für den MVA-Bau wichtige Person war, so die Staatsanwaltschaft. Bereits im Mai letzten Jahres war der Ex-AVG-Geschäftsführer Ulrich Eisermann wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Der Manager des Gummersbacher Anlagebauers L&C Steinmüller, Sigfrid Michelfelder, erhielt wegen Beihilfe zur Untreue und Bestechung eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren sowie eine Geldstrafe. Im Dezember wurde der frühere SPD-Politiker Karl Wienand ebenfalls zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe und einer Geldauflage verurteilt. Die Urteile sind allerdings noch nicht rechtskräftig; in allen drei Fällen laufen die Revisionen. Die Prozesse gegen Wienand und Trienekens waren abgetrennt worden, da beide aufgrund ihrer angegriffenen Gesundheit nur eingeschränkt verhandlungsfähig sind.
Ungemach droht Trienekens auch aus Bonn. Wohl noch in dieser Woche will die dortige Staatsanwaltschaft den einstigen Müllmogul wegen Bestechung eines Amtsträgers in einem besonders schweren Fall anklagen. Hintergrund ist der Fall des früheren CDU-Kommunalpolitikers und Müllmanagers Karl-Heinz Meys aus dem Rhein-Sieg-Kreis. Er soll insgesamt 4,7 Millionen Mark von seinem Parteifreund Trienekens kassiert haben und war im Dezember vergangenen Jahres vom Bonner Landgericht wegen Bestechlichkeit in zwei besonders schweren Fällen sowie wegen Steuerhinterziehung zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt worden. Nach der Verurteilung von Meys sei es „zwingend“ und eine „logische Konsequenz“, nun auch gegen Trienekens vorzugehen, so der Bonner Oberstaatsanwalt Fred Apostel.
Neben den zwei Anklagen in Köln und Bonn laufen derzeit noch vier weitere Strafermittlungsverfahren gegen Trienekens. So wird er auch der Beihilfe zur Untreue beim Bau und Betrieb der MVA Weisweiler verdächtigt. Ebenso wird gegen ihn im Zusammenhang mit den Müllverbrennungsanlagen in Bonn, Oberhausen und Krefeld ermittelt. Ein Verfahren hat Trienekens bereits hinter sich: Im September 2004 verurteilte ihn das Kölner Landgericht wegen Steuerhinterziehung zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren sowie einer Geldbuße in Höhe von zehn Millionen Euro.
Pascal Beucker