neues jugendtheater
: Kuscheltier statt Experiment

Jetzt hat man es also endlich geschafft, auch den letzten verbliebenen Experimentierort des Schauspielhauses mundtot zu machen. Und eigentlich müsste man darob laut und wütend durch die Gegend stampfen, wären Prozedere und Argumentation der Kultursenatorin nicht so geschickt gewählt: Denn wer möchte ernsthaft darüber wettern, dass dort von der Spielzeit 2005/2006 an nur noch Kinder- und Jugendstücke gespielt werden sollen? Dass es die Jüngsten künftig kuschelig haben werden, wo bisher das Off-Volk tobte?

Kommentar von Petra Schellen

All dies zu sagen traut sich – Kinder- und Jugendliche sind allemal ein gutes Politiker- und Gutmenschenlabel – natürlich niemand. Und doch umweht einen leichtes Unwohlsein angesichts der Tatsache, dass hier zum zweiten Mal nach der – betriebswirtschaftlich allerdings vom Schauspielhaus verschuldeten – Schließung des Neuen Cinemas eine Richtungsentscheidung zu Ungunsten jener experimentierfreudigen Szene fällt, die man doch angeblich in Hamburg halten will. Denn wenn auch Theaterpädagoge Michael Müller launig anmerkt, Jugendtheater und Experiment seien doch quasi dasselbe, zeugt dies doch von einer fatalen Unterschätzung der experimentellen Szene.

Ganz abgesehen davon, dass im Malersaal künftig – dies sagt die Senatorin explizit – „an große Stoffe der Weltliteratur“ herangegangen werden soll. An einen ganz normalen bildungsbürgerlichen Stücke-Kanon also. Was bei der generellen Ausrichtung dieses Senats so überraschend allerdings nicht ist.