: „Man wartet und wartet und wartet“
Sabine Wohlrab hofft seit mehr als zwei Jahren auf eine Stelle als Lehrerin. An die große Einstellungswelle in den hiesigen Schulen glaubt sie nicht mehr. Jetzt überlegt sie, ins Ausland zu gehen. Oder in ein anderes Bundesland
taz: Frau Wohlrab, wie lange suchen Sie schon eine Stelle als Lehrerin?
Sabine Wohlrab: Ich warte jetzt seit über zwei Jahren auf eine Stelle. Und ich habe immer nur gewartet: Auf meine Prüfungen am Ende des Studiums habe ich zwei Jahre gewartet, weil es zu wenig Professoren gab und weil man jede Prüfung einzeln anmelden musste. Dann habe ich anderthalb Jahre auf das Referendariat gewartet, und jetzt warte ich über zwei Jahre auf eine Stelle. Man wartet und wartet und die Lebenszeit vergeht. Wenn ich gewusst hätte, wie es läuft, wäre ich gleich aus Berlin weggegangen.
Die Schule, an der Sie das Referendariat gemacht haben, hätte Sie gern übernommen.
Ja, ich hatte richtig Pech. Die Schule wollte mich unbedingt einstellen. Die brauchten dringend eine Lehrerin mit meiner Fächerkombination. Erst sah es auch ganz gut aus. Aber drei Monate bevor ich fertig war, gab es den ersten Einstellungsstopp. Damals wurden die Lehrerstunden erhöht und damit gab es keinen Bedarf an Neueinstellungen mehr. Die Schule hat sogar Unterschriften gesammelt, aber genützt hat es nichts.
Was ist Ihre berufliche Perspektive?
Ich könnte mir vorstellen, für einige Zeit ins Ausland zu gehen. Da würde ich mit meinen Erfahrungen sicher eine Stelle finden. Aber mein Freund ist davon nicht begeistert. Er hat hier eine feste Stelle, die ist allerdings auch nicht gut bezahlt. Außerdem haben wir inzwischen zwei Kinder. Das schränkt die Flexibilität natürlich ein. Die andere Möglichkeit wäre, in ein anderes Bundesland zu gehen.
Sie glauben also nicht mehr an den großen Generationswechsel an den Berliner Schulen?
Das habe ich jetzt so oft gehört, aber es ist nichts passiert. Immer wieder wurde uns Hoffnung gemacht. Von den Senatsvertretern und auch von der GEW. Letztes Jahr haben sie noch gesagt, dass über tausend Lehrer eingestellt werden, dann waren es 700, jetzt sind es noch gut hundert. Ich kann nicht mehr daran glauben, dass sich grundsätzlich etwas ändert. Das Land hat kein Geld und wird versuchen, den Lehrerbedarf irgendwie anders zu decken.
INTERVIEW: SABINE AM ORDE