Instrumentales Hörkino

Frei flottierende Stile: Die Chemnitzer Band „Radar“ gastiert in der Schilleroper. Mitsamt Video-Jockey

In wenigen Worten die Musik der Chemnitzer Band Radar, die jetzt in der Schilleroper gastiert, auf den Punkt zu bringen, fällt nicht leicht. Grob könnte die etwas inflationär benutzte Floskel „Post-Rock“ passen. Dies aber nur, weil sich die Stücke im Rock-Kontext aufhalten und relativ sparsam mit Gesang umgegangen wird. Ansonsten finden sich auf ihrem Tonträger viele improvisatorische Elemente.

In einigen dieser Passagen lassen Radar an Krautrock à la Can denken. Andere Songs wie „Luxus Deluxe“ kommen zunächst eher loungig daher, einige sind von Klang-Miniaturen oder orientalisch anmutenden Bläser-Sätzen durchzogen. Behutsam wird Spannung auf- und wieder abgebaut. Die Musiker folgen verschiedenen musikalischen Strängen, ohne den Blick für das Ganze zu verlieren. Dabei kommt aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit immer wieder der Rock durch. Teile dieser Musik sind dabei durchaus vertrackt, doch rollen die Songs immer weiter, nehmen gefangen, fordern zum Mitwippen auf. Dies ist ein Resultat des guten Zusammenspiels der Musiker. Unglaublich routiniert bedienen sie Gitarre, Schlagzeug, Orgel, Bass und was sonst noch in den Kram passt.

Angesichts des deutlichen Rockanteils sind Radar allerdings keine Band zum Abhotten, sondern eher spannendes instrumentales Hörkino. So werden sie passenderweise auf der diesjährigen Tour von einem Video-Jockey begleitet, der die Musik mit Bildern unterlegt. Das Wort Video-Jockey ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen, denn seine Aufgabe ist es, die Stücke Clip-artig zu begleiten und die Bilder dabei den Songs und Rhythmen anzupassen. Trotz diverser (Ver-)Ortungsprobleme scheint also ein Abend zum Entspannen, Chillen oder „Kopfkinogucken“ ins Haus zu stehen. Sven Rhenius

So, 13. 2., 21 Uhr, Schilleroper