: Betroffen sind zunehmend junge Frauen
Die meisten Herzerkrankungen könnten vermieden werden. Vor allem Rauchen und zu viel Fett belasten das Organ
„Prävention muss zur nationalen Aufgabe werden. Und sie muss im direkten Lebensumfeld der Menschen verankert werden“, sagte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt in einer Presseerklärung Ende Oktober. Für Frauen ist Prävention angesichts einer noch in den Anfängen steckenden Gender-Medizin lebensnotwendig. 40.000 Frauen über 65 Jahren sterben jährlich an einem Herzinfarkt. Laut Deutschem Herzzentrum Berlin sind auch immer mehr junge Frauen betroffen.
Dabei ist die Leiterin des in Berlin Ende Oktober gegründeten Zentrums für Geschlechterforschung, die Kardiologin Vera Regitz-Zagrosek, davon überzeugt, dass die meisten Erkrankungen vermieden werden könnten, wenn die Betroffenen ihren Lebensstil änderten. Oft litten Frauen mit koronarer Herzkrankheit unter hohem Blutdruck, Diabetes oder eine Fettstoffwechselstörung, heißt es in der Studie CORA (Coronary Risks for Arteriosklerose in Women) der Uni Hamburg.
Die Ernährung spielt eine sehr große Rolle, heißt es in der Studie. „Koronarkranke Frauen haben eine höhere Aufnahme an Kalorien, tierischen Fetten durch Fleisch, Saucen, Desserts und Streichfette, während gesunde Frauen Obst und Gemüse bevorzugen und deutlich mehr Sport treiben.“ In über 90 Prozent der Fälle lag eine Kombination von zwei oder mehreren Risikofaktoren vor. Die Kardiologin Marianne Legato warnt besonders junge Frauen vor dem Rauchen. Schwere Schäden der Herzkranzgefäße kämen fast ausschließlich bei Raucherinnen vor.
Auch Übergewicht erhöhe besonders bei Frauen das Herzinsuffizienz-Risiko. Das belegen eine Studie an der Harvard-Universität sowie fortlaufende Ergebnisse der Framingham-Studie, die Bewohner der gleichnamigen Stadt in Massachusetts seit 1948 untersucht. Schon bei bei leichtem bis mäßigem Übergewicht erhöht sich die Herzinsuffizienz-Rate bei Frauen. Im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen liegt sie um 70 Prozent höher. Stress bedingt durch eine Doppelbelastung durch Beruf und Familie spielte nur dann eine negative Rolle, wenn die berufliche Tätigkeit für die Frauen unbefriedigend war.
Allerdings raten Experten, nicht nur einen Risikofaktor, sondern die Summe der Faktoren im Auge zu behalten. Positiv allerdings wirkt sich das aus, was der Philosoph Ernst Bloch zum Mittelpunkt seines Forschens machte: das „Prinzip Hoffnung“. Denn „in der Tat ist das häufigste Gefühl, das einen Herzinfarkt begleitet, das einer durchdringenden Hoffnungslosigkeit“, meint Legato.
STEPHANUS PARMANN