: Gepflegte Phobien
TAZ-Kolumnist liest aus satirischen Texten
Trinken im Unterricht, Thomas Gottschalk als Bobo der Clown auf LSD, die Dentistenhölle beim Zahnarztbesuch oder auch nur simple Hausschuh-Skepsis – Hartmut El Kurdi kann aus Dingen, die uns naiven Zeitgenossen harmlos erscheinen, immer etwas Absurdes hervorkitzeln. Seine Alltagserkenntnisse veröffentlichte er bereits in zahlreichen Kolumnen und Prosatexten, unter anderem in der taz. Eine Sammlung findet sich in dem Buch „Mein Leben als Teilzeit-Flaneur“, aus dem El Kurdi heute im Polittbüro vorträgt.
Dem umtriebigen „Freizeit-Kulturwissenschaftler“ ist aber Schreiben allein zu wenig. El Kurdi betätigt sich außerdem als Hör- und Drehbuchautor, Schauspieler sowie Theaterregisseur und veranstaltet die Literaturshow „Lemmy und die Schmöker“ in Braunschweig. Apropos Braunschweig. Dass Satire tatsächlich wehtun kann, musste El Kurdi nämlich ausgerechnet in der miefigen Großstadt feststellen: Der dortige Oberbürgermeister Gert Hoffmann fand es alles andere als lustig, dass der Kolumnist ihn in seinen Texten satirisch verbriet und auf dessen NPD-Vergangenheit aufmerksam machte. Als Folge durften MitarbeiterInnen der Stadtverwaltung nicht mehr zusammen mit El Kurdi auftreten. Aber jemanden, der schon in der Grundschule als zukünftiger Gewaltverbrecher gehandelt wurde und eine Deutschlandfahnen-Phobie pflegt, ficht sowas nicht an. BNE
20 Uhr, Steindamm 45, 15/10 Euro