: Nordkorea: „Wir haben Atomwaffen“
Das stalinistische Regime gibt erstmals offiziell den Besitz nuklearer Waffen zu und wirft den USA eine „feindliche Haltung“ vor. Gespräche über Atomprogramm abgesagt. US-Außenministerin Rice: „Wir haben nicht die Absicht, Nordkorea anzugreifen“
TOKIO taz ■ Nordkorea hat erstmals offiziell zugegeben, Atomwaffen zu besitzen. In einer Erklärung des Außenministeriums hieß es gestern: „Wir haben Atomwaffen zur Selbstverteidigung entwickelt.“ Das Arsenal werde ausgebaut, um „Ideologie, Freiheit und Demokratie“ des Landes vor einem Angriff der USA zu schützen. Die Regierung in Pjöngjang warf zudem den USA vor, Präsident George W. Bush habe es sich zum Ziel seiner zweiten Amtszeit gemacht, die nordkoreanische Regierung „um jeden Preis zu isolieren und zu ersticken“. Nordkorea werde von den USA mit einem Nuklearangriff bedroht und müsse deswegen sein Abschreckungspotenzial ausbauen. Westliche Geheimdienste hatten bereits vor einem Jahr die Vermutung geäußert, Nordkorea besitze bis zu zehn Atombomben.
In der von der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Erklärung bezieht sich die nordkoreanische Regierung unter anderem auf die Äußerungen von US-Außenministerin Condoleezza Rice. Sie hatte den stalinistisch geprägten Staat als „Außenposten der Tyrannei“ bezeichnet. Für Pjöngjang ist das der Beweis der „feindlichen Haltung“ Washingtons. Dadurch erübrige sich eine weitere Teilnahme an den Sechser-Gesprächen „auf unbestimmte Zeit“. An den Gesprächen sind neben Nordkorea die USA, Südkorea, China, Russland und Japan beteiligt. Seit August 2003 hatten sich diese Staaten vergeblich bemüht, Nordkorea zur Einstellung seines Atomprogramms zu bewegen. Schon die letzte Runde der Gespräche im September war von Nordkorea boykottiert worden.
US-Außenministerin Condolezza Rice warf Nordkorea in einer ersten Reaktion vor, sich weiter zu isolieren. Sie betonte, die USA hätten „keine Absicht, Nordkorea zu besetzen oder anzugreifen“. Rice und Bundesaußenminister Fischer forderten Nordkorea zur Wiederaufnahme der Sechs-Länder-Gespräche auf.
Nach US-Regierungsangaben hatte Nordkorea bereits im Herbst 2002 eingestanden, ein geheimes Atomprogramm zu unterhalten. Diese Darstellung wurde von Pjöngjang stets bestritten. Die Atomkrise hat sich seither verschärft. Ende 2002 warf der stalinistisch geführte Staat die Internationale Atomenergieagentur aus dem Land und kündete als erstes Land überhaupt den Atomwaffensperrvertrag. MARCO KAUFFMANN
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