: Auf die Kitas kommt es an
Das bestehende Schulsystem soll bleiben, ergänzt durch frühe Förderung. FDP-Bildungsexperte Ekkehard Klug erklärt, wieso die Gemeinschaftsschule keine Option ist
Die Qualität einer Schule ist von mehreren Faktoren abhängig. Vor allem die Bildungsinhalte, die Art ihrer Vermittlung – also gute Fachdidaktik und wirksame Lehr- und Lernmethoden – und der Umfang des Unterrichts spielen dabei eine wesentliche Rolle. Einen wichtigen Beitrag leisten auch Ganztagskonzepte, die neben dem Unterricht sinnvolle Freizeitgestaltung und soziales Lernen ermöglichen – und damit zum Beispiel „medialer Verwahrlosung“ (Christian Pfeiffer) entgegenwirken. Kurz zusammengefasst: Beim Thema Bildung kommt es auf die Qualität der Inhalte an.
Wer glaubt, Fortschritte durch eine Änderung des Schulsystems erreichen zu können, der befindet sich auf einem Holzweg. Unser Nachbarland Dänemark hat haargenau das Schulsystem, das SPD und Grüne in Schleswig-Holstein einführen wollen. In den dänischen Schulen gibt es jedoch ganz ähnliche Probleme wie bei uns: Die soziale Herkunft wirkt sich erheblich auf den Erfolg in der Schule aus. In der Schülerschaft existiert eine große „Risikogruppe“, die überwiegend aus bildungsfernen Schichten stammt. Schüler aus Zuwandererfamilien erreichen oft nur ein sehr niedriges Bildungsniveau. Diese Übereinstimmung der deutschen und der dänischen Schulsituation zeigt, wie fragwürdig der technokratische Ansatz der rot-grünen Bildungspolitik ist. Bildungsdefizite, die soziale Ursachen haben, lassen sich am wirksamsten in den ersten zehn Lebensjahren ausgleichen: also im Vorschulalter und in den Grundschulen. Kitas, die in kindgerechter Form mehr Bildung vermitteln, statt Kinder bloß zu „betreuen“, wären ein großer Schritt nach vorn. Vorschulische Bildung in Kitas und/oder Vorschulen sollte für Eltern möglichst kostenfrei sein und zum Beispiel Kindern aus Einwandererfamilien eine gute sprachliche Förderung garantieren.
Wer mehr Geld in Kitas und Grundschulen investiert, der wird kaum in der Lage sein, auch noch das Sekundarschulwesen deutlich besser auszustatten. Die rot-grüne „Gemeinschaftsschule“ ließe sich nur mit den Lehrerstellen aufbauen, über die das gegliederte Schulwesen verfügt. Damit hätte sie eine um ein Siebtel schlechtere Personalausstattung als die in Schleswig-Holstein bereits existierenden Gesamtschulen. Sie wäre also nur die Schmalspurvariante eines Gesamtschulmodells – mit viel geringeren Möglichkeiten zu differenzierter Förderung der Schüler. (Im übrigen verlassen hierzulande auch rund 30 Prozent der Gesamtschüler ihre Schulen mit Hauptschulabschluss oder ohne Abschluss.) Wollte man die „Gemeinschaftsschulen“ wenigstens so ausstatten wie die vorhandenen Gesamtschulen, bräuchte man dazu fast 2.000 zusätzliche Lehrerstellen. Die könnten SPD und Grüne aber nicht einmal dann gewährleisten, falls bei den Genossen der Weihnachtsmann und bei den Grünen der Osterhase als Spitzenkandidaten auftreten. Jene, die das rot-grüne Schulkonzept aus gut gemeinten gesellschaftspolitischen Gründen befürworten, haben in ihrer Rechnung noch eine weitere Fehlkalkulation: Die Beschränkung des Schulangebots auf eine „Gesamtschule light“ (oder eher „very light“) wird jene, die es sich leisten können, dazu veranlassen, ihre Kinder in anspruchsvolle Privatschulen zu schicken. Statt ein Schulsystem nach skandinavischen Vorbild zu schaffen, entsteht dann eher eines nach englischem Muster – mit einer weitaus größeren sozialen Schieflage als jetzt.
Eine vernünftige Bildungspolitik sieht daher anders aus: Sie ermöglicht frühe Förderung durch gute Vorschulbildung, sie steigert die Qualität des Unterrichts durch gute pädagogische und didaktische Konzepte und sie erhöht die Durchlässigkeit des bestehenden Schulsystems. Das ist unsere liberale Alternative.