: Der rechte Weg
ARBEITSEINSATZ In Eschede beseitigte die neonazistische Kameradschaft „Celle 73“ Schlaglöcher auf einem öffentlichen Schotterweg. Einen Teil der benötigten Materialien bezahlte die Gemeinde
VON ANDREAS SPEIT
Am Samstag bei der Sonnenwendfeier auf dem Bauerhof von NPD-Mitglied Joachim Nahtz dürfte sich keiner über den Schotterweg beschweren. Die Schlaglöcher wurden beseitigt. Mit einem Mineralgemisch setzte die Kameradschaft „Celle 73“ den öffentlichen Weg „Zum Finkenberg“ instand. Die Sanierung nahm sie in Absprache mit der niedersächsischen Gemeinde Eschede vor.
„Ja das stimmt, wir haben 15 Kubikmeter des Gemisches bezahlt“, sagt Eschedes Bürgermeister Günter Berg (parteilos). Leicht wäre der Gemeinde dieser Deal jedoch nicht gefallen. Bei der Instandsetzung von solchen Wegen, sagt Berg, wäre es im Ländlichen aber üblich dass die betroffenen Bauern eingebunden würden. „Herr Nahtz hatte sich schon oft über den Zustand des Weges beschwert“, sagt Berg, „wir haben das überprüft und waren wegen der Verkehrssicherheit genötigt zu handeln“.
Seit Jahren kommt die Szene von NPD bis freien Kameradschaften auf dem etwas heruntergekommenen Anwesen zusammen. Hier am Rande des Ortes tagen sie und richten Feste nach dem „arteigenen Brauchtum“ aus. Oft beschwerten sich Gäste über die holprige Zufahrt bei Nahtz, der im vergangenen Jahr für die NPD zur Landtagswahl antrat. Auf dem 1,8 Kilometer langen Weg soll so manche Stoßstange durch die Schlaglöcher beschädigt worden sein. Die Kameradschaft „Celle 73“ verspricht nun eine „etwas komfortablere Anreise“.
Auf ihrer Webseite nutzt die Kameradschaft um Dennis Bührig, der sich ebenfalls für die NPD zur Wahl stellte, auch gleich die Chance sich als jene zu gerieren die handeln und sich kümmern.
„Wider Erwarten“, erklärt die Kameradschaft, soll die Gemeinde von dem Vorschlag dass sie selbst die Schäden beheben wollten „recht begeistert“ gewesen sein. „So wurden 15 der etwa 30 Kubikmeter Mineralgemisch die von uns in die zahlreichen Schlaglöcher eingebracht wurden, seitens der Gemeinde bezahlt.“ Die Kameradschaft schwärmt von dem Arbeitseinsatz: „Das gemeinsame Schaffen von Werten“ hätte Spaß gemacht und die Gemeinschaft gefördert.
Den Bericht der Kameradschaft kennt Berg. „Wir haben gehandelt wie in solchen Fällen üblich“, sagt er und führt aus, sie müssten so auch handeln, weil den Weg auch andere Anwohner nutzen müssen. „Die Gemeinde musste ihrer Instandhaltungspflicht nachkommen“, sagt Berg.
Auch im letzten Jahr wurde auf dem Anwesen die Sonnenwende gefeiert. An die 300 Kameraden kamen. Am Tag zuvor hatten die Kameradschaft „Celle 73“ und die „Düütsche Deerns“ dort ein Rechtsrockkonzert ausgerichtet. Danach führte die Polizei Hausdurchsuchungen im Landkreis Celle durch und stellte mehrere Waffen sicher. Bei Nahtz fand sie einen Karabiner.
Am Samstag, Bürgermeister Berg wirbt dafür, laden das „Forum gegen Gewalt und Rechtsextremismus“ und der DGB zu einer Gegenkundgebung zum Sonnenwendefest ein. Im Anschluss soll mit einer Kranzniederlegung Peter Deutschmann gedacht werden. 1999 wurde er von den Escheder Naziskinheads Marco S. und Johannes K. getötet. Nach seiner Haft schloss sich S. der Nazi-Szene in Schaumburg an. Diese Kameraden reisen auch gern zu Nahtz’ Gehöft.