: Senator backt sich Standort-Plätzchen
Bis 2010 will der CDU-Senat viele öffentliche Plätze verschönern, denn sie sind ja ein „wichtiger Standortfaktor“. Mit den Colonnaden, dem Gertrudenkirchhof und dem Platz vor dem Museum für Kunst und Gewerbe geht‘s los
von Gernot Knödler
Das „Sonderinvestitonsprogramm“ macht‘s möglich. Die unvorstellbare Summe von einer Milliarde Euro bis zum Jahr 2010 steckt in dieser Wundertüte des Senats. Sein rot-grüner Vorgänger hatte seinerzeit noch um jede Mark gerungen und ein Projekt wie den Spielbudenplatz aus Versehen auf die Zeit nach seiner Abwahl verschoben.
Der CDU-Senat kennt solche Skrupel nicht. Wie am Fließband verbackt er Steuermillionen zu Leuchtturmprojekten: bis zu 9,5 Millionen Euro für den Spielbudenplatz, mindestens vier Millionen für den Jungfernstieg, weit mehr als 70 Millionen für die Elbphilharmonie, mindestens 255 Millionen für eine U-Bahn in die Hafencity und eine ungewisse Summe für den Domplatz. Da fallen die elf Millionen Euro für das Verschönern der anderen öffentlichen Plätze kaum auf, deren Verwendung Stadtentwicklungssenator Michael Freytag (CDU) gestern spezifizierte.
„Die Gestaltung von Plätzen ist ein wichtiger Standortfaktor im Wettbewerb der Metropolen“, sagte der Senator. Sie lüden aber auch „zum Verweilen, Zusammentreffen und Kommunizieren“ ein, weshalb nicht nur die Plätze in der Innenstadt, sondern auch die in den Stadtteilen verschönert würden – dort wo die meisten Menschen wohnen. Als Erste sollen noch in diesem Jahr der Gertrudenkirchhof und die Brockestraße vor dem Museum für Kunst und Gewerbe neu gestaltet werden. 2006 soll überdies auch der nördliche Teil der Colonnaden modernisiert sein, womit dann die ersten 2,4 Millionen Euro ausgegeben wären.
Der Gertrudenkirchhof – der Parallelplatz zum Gerhart-Hauptmann-Platz Richtung Hauptbahnhof – ist seit den 70er Jahren mit Sitzgruppen, Spielgeräten und Gebüsch möbliert, daher etwas unübersichtlich und wenig genutzt. Mitte der 90er Jahre wandten sich die Anlieger – unter anderem die HEW und der Vorgänger der HSH-Nordbank – an den damaligen Bausenator Eugen Wagner (SPD) mit der Bitte, den Platz zu verändern. 1996 wurde ein Landschaftsarchitektenwettbewerb ausgerichtet. Dass weiter nichts passiert sei, hätten auch die Anlieger zu verantworten, räumte City-Manager Henning Albers gestern ein.
Nach fast zehn Jahren liegt jetzt ein überarbeiteter Entwurf vor, der den Platz weitgehend abräumt: Die Baumreihe an der Nordseite soll stehen bleiben, die zentrale Fläche wird im Niveau angehoben und an den Seiten abgetreppt. Er soll einen Grandbelag erhalten und eine lange von West nach Ost verlaufende hölzerne Sitzbank. Die leere Fläche kann für Märkte, Veranstaltungen und auch von Straßencafés genutzt werden.
Die Brockestraße ist Teil des Carl-Legien-Platzes, auf dem sich der Zentrale Omnibusbahnhof befindet. Seit dem Umbau des ZOB ist sie gesperrt. Jetzt soll daraus in Verbindung mit dem Park ein Vorplatz für das Museum gemacht werden. Perspektivisch soll auch der Teil des Parks östlich vom Busbahnhof umgestaltet und auf Kosten der Adenauerallee vergrößert werden.
Im südlichen Teil der Colonnaden ist bereits das Pflaster erneuert und eine Fahrbahn für den Lieferverkehr eingerichtet worden. Auch der nördliche Teil wird jetzt neu gepflastert und optisch aufgeräumt. Die Fußgängerbrücke mit der Rolltreppe, die über die Esplanade hinweg zum Cinemaxx führt, wird abgerissen. Sie wird nicht mehr gebraucht, weil das gegenüberliegende Gebäude, das heute von einer Einkaufspassage durchzogen wird, von der Spielbank genutzt werden soll – irgendwoher muss das Geld für das Sonderinvestitionsprogramm ja kommen.