piwik no script img

Archiv-Artikel

In Teufels Küche

SETBESUCH In einer Thüringer Höhle verfilmt das ZDF „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“

Schaurig-rotes Licht strahlt auf die Felswände der engen Höhle. In einem Kessel brodelt ein stinkendes Gebräu. Leere Augen von Totenschädeln starren aus einem Holzschränkchen. Auf einmal Schritte. „Ich rieche Menschenfleisch“, raunt eine tiefe, durchdringende Stimme aus dem Höhleneingang. Der Teufel.

Cut. „Danke!“ Die Filmcrew greift nach Tee und Wärmflaschen. Acht Grad kalt ist es in der Altensteiner Höhle in Thüringen, wo das ZDF seit Anfang Juni „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ verfilmt. In dem Grimm’schen Märchen muss der Müllerssohn Hans dem Teufel drei goldene Haare ausreißen, um seine Prinzessin zu bekommen. Rund 1,3 Millionen Euro kostet der Film, der Ende des Jahres ausgestrahlt werden soll.

Nach „Rotkäppchen“, „Hänsel und Gretel“, „Rumpelstilzchen“ und „Dornröschen“ ist „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ bereits die fünfte Märchenverfilmung des ZDF. Parallel verfilmt die ARD „Rapunzel“, „Aschenbrödel“ soll folgen. Die Neuverfilmungen der Öffentlich-Rechtlichen sollen vor allem zeitgemäßer werden als die altbekannten. „Die Kinder wollen heute nicht mehr so angestaubte Märchen wie früher“, sagt Regisseur Hans-Günther Bücking. Schnellere Schnitte, bessere Effekte. Märchen von gestern in Qualität und Sprache von heute.

Bücking, der sonst für härtere Stoffe wie „Blackout“ bekannt ist, kann dem weichen Genre des Märchens einiges abgewinnen. „Ist doch mal ganz lustig, ein Märchen zu drehen. Außerdem lieber ein Märchen als ’ne Schmonzette“, sagt Bücking, nimmt einen Schluck Tee und wendet sich wieder dem Set zu: „Bitte!“ Ein altes Mütterchen tritt auf, in zerlumpten Kleidern und mit Hörnern auf dem Kopf, die aus einem Haarwust ragen. Es ist die Großmutter des Teufels, gespielt von Rita Russek.

Nach „Küss mich, Frosch“ ist es bereits der zweite Märchenfilm für die Münchnerin. „Märchen heißt sich verkleiden, und verkleiden ist der Ursprungs meines Berufes“, sagt Russek zwischen zwei Bissen Currygemüse. Es ist Mittagspause am Set. Unter einem windschiefen Zelt isst Russek mit dem österreichischen Schauspieler Fritz Karl.

Für Karl, der im Märchen den Teufel spielt, haben Märchen heute noch die gleiche Bedeutung wie vor 30 Jahren: „Kinder brauchen Märchen“, sagt Karl. „Und die alten DDR-Märchen locken ja schließlich niemanden mehr hinterm Ofen hervor.“ Nadine Ahr