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Archiv-Artikel

Atom-Traffic nimmt zu

Gestern wurde wieder radioaktiver Atommüll in Castoren durch Ruhrgebiet und Münsterland gefahren

MÜNSTER taz ■ Gestern am frühen Morgen haben Atomkraftgegner im Ruhrgebiet und Münsterland gegen die Durchfahrt eines Castor-Transportes protestiert. Der Zug mit vier Castor-Behältern aus dem Atomkraftwerk Stade sollte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch von Deutschland nach Frankreich fahren. Der Transport passierte gegen acht Uhr den Osnabrücker Hauptbahnhof, um 8.44 Uhr Münster-Hiltrup und erreichte um 9.10 Uhr Hamm. Von dort sollte der Atomzug über Lünen-Waltrop-Recklinghausen-Duisburg-Köln weiter in die Plutoniumfabrik La Hague in Frankreich fahren. Wie jeder Transport verlief auch dieser streng geheim: Die Landesregierung und die Polizei hatten den Atomtransport nicht angekündigt. Jeder Castor-Behälter enthält das mehrfache radioaktive Material einer Hiroshima-Bombe. Fünf bis acht Kilo verbrauchtes Plutonium reichen für eine Bombe.

Bereits am Dienstag Abend hatten Atomkraftgegner auf einer Kundgebung in Münster gegen den Atomtransport und gegen die genehmigte Erweiterung der Urananreicherungsanlage (UAA) Gronau durch die rot-grüne Landesregierung protestiert (taz berichtete). Dabei bekräftigten die Anti-Atom-Initiativen aus dem Münsterland ihre Forderung an die Landesgrünen, wegen dieser „klaren Fehlentscheidung“ des SPD-geführten Energieministeriums in Düsseldorf die Koalitionsfrage zu stellen.

Frankreichs konservative Regierung setzt bisher weiter auf die atomare Energie, Wind- und Solarkraft spielen nur eine geringe Rolle. Die 58 französischen Reaktoren erzeugen jedes Jahr 12.000 Tonnen radioaktive Abfälle. Da die Wiederaufbereitungsanlagen immer mehr Atommüll erzeugen, als sie verbrauchen, wird der Atommüll-Verkehr zwischen den beiden Nachbarländern künftig zunehmen.

Davon ist auch Nordrhein-Westfalen betroffen: Durch die Erweiterung der UAA ist in Zukunft mit deutlich mehr Urantransporten durch Gronau, Ahaus, Münster und das Münsterland zu rechnen. Das Münsterland wird damit zu einem Zentrum der bundesdeutschen Atomindustrie.

HÉLÈNE WANYOU