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Archiv-Artikel

Lächeln für Hamburgs Sicherheit

Weniger Verbrechen im Vorjahr in der Hansestadt, freut sich Innensenator Nagel, aber Anstieg bei Gewalt- und Drogendelikten. Opposition sieht keinen Grund zur Entwarnung

Mit einem Lächeln, wie es sein Kollege Tourismussenator Gunnar Uldall (CDU) so gerne sieht, verkündete Hamburgs Innensenator Udo Nagel frohe Botschaften: „Für unsere Bürger und unsere vielen Gäste ist Hamburg noch sicherer geworden.“ Eine kühne Behauptung, die Nagel mit vielen bunten Grafiken und noch mehr nüchternen Zahlen zu belegen sich bemühte: Die Anzahl der polizeilich registrierten Straftaten in der Hansestadt ist im Jahr 2004 um 3,7 Prozent gesunken. 261.268 aktenkundige Verbrechen – rund 10.000 weniger als 2003 – markieren den niedrigsten Stand seit zehn Jahren, verkündete der ehemalige Polizeipräsident gestern bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) mit Stolz.

Von einer „insgesamt positiven Bilanz“ sprach der Senator folglich und von einem „beachtlichen Erfolg“ der Polizei. Auch die Aufklärungsquote konnte gesteigert werden, um immerhin 0,9 Prozent auf nunmehr 44,6 Prozent – ein im bundesweiten Vergleich noch immer niedriger Wert. „Da können wir noch besser werden“, räumte Nagel denn auch freiwillig ein.

Rückläufig im vorigen Jahr mit einem Minus von jeweils etwa zehn Prozent waren vor allem Diebstähle von Autos und Fahrrädern, Betrug und Sexualdelikte. Mit 23 Morden wurden vier mehr begangen als 2003, die Zahl der Körperverletzungen stieg um rund neun Prozent und die der Rauschgiftdelikte um 6,6 Prozent. „Wir haben weniger Dealer geschnappt“, gab Polizeipräsident Werner Jantosch zu. Und machte in gewundenen Worten die Politik seit Amtsantritt des Schwarz-Schill-Senats Ende 2001 dafür verantwortlich. Die seitdem propagierte Zerschlagung der offenen Drogenszene Hamburgs habe „die Ermittlungsarbeit der Polizei ungleich schwieriger“ gemacht. Der Handel mit Rauschgift sei nur nicht mehr so öffentlich sichtbar, weil sich Dealer oft in Wohnungen oder Hotels zurückgezogen hätten.

Das sei „ein eindrucksvoller Beweis für die gute Arbeit unserer Polizei und die erfolgreiche Innenpolitik des Senats“, applaudierte dennoch CDU-Innenpolitiker Christoph Ahlhaus: „Hamburg ist wieder ein gutes Stück sicherer geworden.“ Für „parteipolitische Fanfarenstöße“ gebe es keinen Grund, trompetete sein SPD-Pendant Andreas Dressel umgehend zurück. Für eine „Entwarnung in der Sicherheitslage“ bestehe kein Anlass.

„Rosinenpickerei“ warf die grüne Innenpolitikerin Antje Möller dem Senator vor. Die geringere Zahl von Autodiebstählen sei verbesserten Diebstahlssicherungen zu verdanken, nicht Senat und Polizei. Kritik an Nagels „Zahlenfriedhöfen“ äußerte auch der Landeschef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Frank Schöndube. Sein Vorschlag zur Erhöhung der Aufklärungsquote: „Wir brauchen mehr Gen-Tests.“ Sven-Michael Veit