Rätselhafte Explosion im Iran

Augenzeugen berichten von Raketenabschuss unweit der landesweit größten Atomanlage. Regierung in Teheran dementiert. Ursache der Detonation sei Sprengung für einen Staudamm

TEHERAN/BERLIN dpa/taz ■ Eine Explosion in der südiranischen Provinz Buschir hat gestern für Aufregung gesorgt. Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats in Iran betonte in Teheran, Ursache der Explosion seien nach Angaben des Gouverneurs von Buschir Sprengarbeiten für einen Staudamm gewesen. „Was auch immer passiert ist: Es hatte nichts mit unserer Atomanlage zu tun“, sagte der Sprecher der Nachrichtenagentur Isna. Sowohl die USA als auch Israel hatten umgehend versichert, sie hätten mit dem Vorfall nichts zu tun.

Der arabische Dienst des staatlichen Fernsehsenders Irib al-Alam hatte berichtet, Einwohner der Stadt Dailam hätten eine Explosion gehört und beobachtet, wie ein Flugzeug rund 20 Kilometer von der Stadt entfernt eine kleine Rakete abgeschossen habe. In der Provinz Buschir soll ein mit russischer Hilfe gebauter iranischer Atomreaktor Ende dieses Jahres seinen Betrieb aufnehmen. Der Reaktor liegt etwa 150 Kilometer von Dailam entfernt.

Kurz zuvor hatte Israel mit der Bombardierung iranischer Atomanlagen gedroht. Der Außenminister Silvan Schalom sagte: „Die Frage ist nicht, ob die Iraner bis 2009, 2010 oder 2011 eine Atombombe haben werden. Die wesentliche Frage ist, ob sie das Wissen dazu haben werden.“ Innerhalb von sechs Monaten könnten alle dafür notwendigen Tests und Experimente der Iraner abgeschlossen sein.

Unterdessen scheint der Konflikt um Irans Atomprogramm zu eskalieren. Am Wochenende berichtete die Washington Post, die USA seien seit einem Jahr dabei, durch unbemannte Flugzeuge Informationen über Irans Atomanlagen und Abwehr zu sammeln. Die mit Radar, Kameras und Luftsensoren ausgerüsteten Drohnen seien von Militärstützpunkten im Irak eingesetzt worden. Iran reagierte auf den Bericht mit der Ankündigung, mit äußerster Härte gegen die Spionageversuche vorzugehen. Die iranische Luftwaffe sei bereit, unbekannte Flugobjekte abzufangen, sagte Informationsminister Ali Junessi. Auch im Falle eines US-Militärschlags gegen Syrien ist Iran nach eigenen Angaben zum Handeln bereit. Das sagte Irans Vizepräsident Mohammad Resa Aref gestern nach Gesprächen mit Syriens Premier Mohammed Nadschi al-Otari in Teheran. Al-Otari erklärte, angesichts der Spannungen in der Region und der Drohungen der USA gegen beide Länder sollten Iran und Syrien gemeinsam Front gegen Washington machen.

Indes hat Bundesaußenminister Joschka Fischer Iran erneut zu Sicherheitsgarantien für eine ausschließlich friedliche Nutzung seines Atomprogramms ermahnt. Bei der Neueröffnung der iranischen Botschaft in Berlin sagte Fischer im Beisein seines iranischen Amtskollegen Kamal Charrasi, Kernpunkt der Verhandlungen der drei EU-Staaten Deutschland, Großbritannien und Frankreich mit Iran sei die Vereinbarung von objektiven Garantien zur friedlichen Nutzung der Atomenergie im Iran.

BAHMAN NIRUMAND

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