wochenübersicht: lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Lage der Stadt
Am Montag wendet sich die Poptheorie ein weiteres Mal gegen Bush – „Discover America“ heißt die neue Ausgabe der Testcard, die der leitende Redakteur Martin Büsser vorstellen wird. Veranstalter ist das Café Morgenrot, das mit dem Zusatz „goes Yorck 59“ auftritt und daher auch in der Yorckstraße 59, in der DruzBar, veranstaltet. Mit Gegenbush für die Hausbesetzer, Gegenkultur goes Gegenkultur gewissermaßen. Na, wenn das keine globale Vernetzung ist. Am Mittwoch wird ein Nationalfeiertag der etwas anderen Art begangen, denn der Todestag des deutschen Liedtextdichters Horst Wessel liegt dann 75 Jahre zurück. Neonazis aus freien Kameradschaften wollen an seinem mutmaßlichen Grab ihres geistigen Führers gedenken, der nach einem Schusswechsel einer Blutvergiftung erlag. Diese zog sich Wessel zu, da er sich weigerte, sich von einem jüdischen Arzt notversorgen zu lassen. Die Grabstelle, die von den Sowjetbehörden unkenntlich gemacht wurde, liegt auf dem St.-Nikolai- Friedhof in Prenzlauer Berg, und dort gibt es selbstredend auch die Gegenkundgebung der Antifas. Unter dem etwas merkwürdigen Titel „Die nationalen Mythen brechen“ läuft sie, dabei glaubt kein ernst zu nehmender Bürger mehr an den nationalen Mythos Wessel. Nationale Mythen sind heute ganz andere. Auch findet sich auf den Plakaten der Satz „Horst Wessel war ein Faschist!“ – mein Gott, ja, klar, genau dafür lieben ihn die Nazis doch. Schade, dass die guten Aktionen oft darunter leiden, dass die AktivistInnen nicht so genau wissen, was sie wollen. Am Sonntag schließlich wird im BAIZ die rechte Gewalt anhand von „Fallbeispielen und Analysen“ erklärt. Ralph Gabriel und Ingo Grastorf von „Futur Exakt“ reden über die Skinheadszene in der DDR, über „rechtsextreme Gewalt als kulturellen Sachverhalt“ und einige neuere Fälle in der Provinz.