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Archiv-Artikel

Ritzen, Drogen, Sex

RADIO BREMEN Die neue Moderatorin Charlotte Roche steht schon vor ihrer ersten Sendung in der Kritik

Von THA

„Erbärmlich“ sei die Nominierung von Charlotte Roche als neue Moderatorin der Radio-Bremen-Talkshow „3 nach 9“, findet Elisabeth Motschmann, CDU-Politikerin, Ex-Kulturstaatsrätin und stellvertretende Vorsitzende des Fernsehausschusses im Rundfunkrat. In einer zweiseitigen Erklärung an die Programmdirektion, die zukünftige Intendanz, den Rundfunkrat und den Fernsehausschuss bringt sie ihr „Befremden“ über die Personalie zum Ausdruck: Radio Bremen (RB) lasse sich auf ein Niveau herab, „das ich nur bedauern kann“.

In der Kritik steht bei Motschmann die Privatperson Roche, über deren Jugend sie bei Wikipedia gelesen habe: „Sie fügte sich selbst Wunden zu, probierte verschiedene Drogen oder rasierte sich eine Glatze“. Außerdem reibt sich Motschmann an der Autorin Roche, die „3 nach 9“ im Herbst erstmals moderieren wird. Deren Bestsellerroman „Feuchtgebiete“ spricht unter anderem die Themen Selbstbefriedigung, Körperhygiene und selbstverletzendes Verhalten an. Das Buch sei „obszön, pervers und bedient sich durchgängig einer Fäkalsprache“, so Motschmann. Die Tätigkeiten von Roche als Fernsehmoderatorin – für die sie 2004 den Adolf-Grimme-Preis erhielt – finden indes nur in zwei Sätzen Erwähnung.

Als „schwierig“ schätzt die stellvertretende Vorsitzende des RB-Rundfunkrates und Grünen-Landesvorsitzende Susan Mittrenga Motschmanns Äußerungen ein. „Der Schluss, Roche könne die Moderation nicht übernehmen“, sagt sie, „ist übergriffig“. Schließlich werde Roche als Moderatorin und nicht als Literatin eingestellt. Für Mittrenga eine „schlaue Personalentscheidung“. RB habe wie alle ARD-Sender ein „dramatisches Problem“: 63 Jahre alt ist der Durchschnittszuschauer. Roche spreche eher ein jüngeres Publikum an, als ein bürgerlich-älteres. Motschmanns Erklärung zeuge von einem Generationenkonflikt – und einem „sehr angepassten Frauenbild, in das Roche nicht passt“.

Bei RB will man sich zu Motschmanns Bedenken nicht äußern. Programmdirektor Hansen werde aber das Gespräch mit Motschmann suchen, so eine RB-Sprecherin. THA