: „Wir kriegen Frauen doch nur am Vormittag“
In dieser Woche zeigte eine neue Landesstatistik: Frauen in NRW arbeiten mehr, aber immer noch in schlecht bezahlten Jobs. Der Chef der NRW-Unternehmer über Frauen, die einfach nicht wollen, und ganz schreckliche Quoten
taz: Frauen in NRW arbeiten jetzt häufiger, aber in den Toppositionen sitzen weiterhin nur Männer. Woran liegt‘s?Hans-Georg Crone-Erdmann: Ach, das ist ja ein altes Problem. Und jetzt gerade geht es der Wirtschaft so schlecht, alle sind im Überlebenskampf. Es geht um den Erhalt der Substanz, da gibt es keine Entwicklungsmöglichkeiten für die Beschäftigten.
Frauenförderung ist also nur für gute Zeiten, ein Luxus?
Nein, nein, nur gerade jetzt ist es zu teuer, wir können es einfach nicht. Sowieso ist das nicht unsere Schuld: Die Politik muss alles flexibler schaffen, wir brauchen flexible Betreuungsmöglichkeiten, flexible Organisation. Die Tabus müssen alle durchbrochen werden. Wir kriegen Frauen doch nur am Vormittag.
Fast die Hälfte der Akademikerinnen sind kinderlos, die haben überhaupt kein Betreuungsproblem.
Ich höre immer mehr: Frauen wollen überhaupt nicht aufsteigen, weil sie die Verantwortung scheuen. In einem Führungsjob muss man ja körperlich und geistig präsent sein.
Frauen wollen nicht geistig präsent sein?
Nun verstehen sie mich doch nicht falsch. Ich weiß doch auch nicht, woran das liegt, sie haben einfach eine andere Lebenseinstellung, sie haben es anders gelernt, das sind lang gelernte Rollen.
Vielleicht könnte eine Mindestquote von 50 Prozent in Betrieben, wie es sie sehr erfolgreich in Norwegen gibt, die alten Muster aufbrechen.
Um Gottes Willen, keine neue Quote! Davon halte ich gar nichts. Wir müssen reden, das Bewusstsein verändern. Das bringt mehr Erfolg als die Kanzelreden. Die Frauen fühlen sich ja auch nicht gut dabei, gerade die Selbstbewussten lehnen das ab. Meine Frau zum Beispiel würde sich schämen, eine Quotenfrau zu sein.
Das heißt nur, dass sie mindestens genau so gut ist wie ihre männlichen Mitbewerber.
Bei gleicher Leistung werden doch schon jetzt die Frauen genommen, das ist eine Selbstverständlichkeit.
Ihr Vorstand besteht aus einem Chef und vier Vize-Männern.
Frauen waren nicht disponibel, das hat sich so ergeben. Es gibt ja keine Chefinnen der örtlichen IHKs, also kann daraus auch keine aufsteigen. Aber irgendwann kommt dort auch die Einsicht.
Wann denn?
Keine Ahnung, das ist doch Kaffeesatzleserei. Woher soll ich das wissen? Das liegt an den Frauen.
INTERVIEW: ANNIKA JOERES