Bushs Humor gefällt wieder

Der US-Präsident gibt sich in Mainz friedfertig. Er will, was den Iran angeht, „zusammenarbeiten“. Den Kanzler freut’s. Hauptsache, es war nett

AUS MAINZ LUKAS WALLRAFF

Er weiß, dass sie ihm hier misstrauen. Dazu muss George Bush die Demonstranten gar nicht sehen, die draußen, weit weg vom Mainzer Schloss, ihre Pace-Fähnchen schwingen. Siebzig Prozent der Deutschen glauben, dass er nach dem Irak auch den Iran zusammenbomben will. „Lächerlich“ nannte Bush diese Befürchtung auch am Dienstag noch in Brüssel. Inzwischen hat dem US-Präsidenten vielleicht jemand gesagt, dass die meisten Deutschen seinen Humor nicht immer so ganz teilen und dass Lachen nicht reicht, um sie von seiner Friedfertigkeit zu überzeugen.

Bush geht auf die Sorgen der Deutschen ein, die er wieder „German friends“ nennt. Ernsthaft. Er sagt, die diplomatischen Bemühungen, den Iran von Atomwaffen abzuhalten, stünden erst am Anfang. Er wünsche ihnen Erfolg. Pause, dann: „Iran ist nicht Irak.“

Was bei der „George und Gerhard haben sich wieder lieb“-Show zählt, ist der Ton, nicht die Substanz. Wenn es sehr gut laufe, sagte ein rot-grüner Außenpolitiker vorher, könnte Bush vielleicht ein bisschen deutlicher als bisher sagen, dass er die diplomatischen Verhandlungen mit Teheran unterstütze. Bush tut es, vage: „Wir wollen hier zusammenarbeiten.“

Der Kanzler freut sich über jeden Satz, der irgendwie versöhnlich klingt. Immerhin sei man, was den Iran angeht, „in den Zielen“ einig, sagt Schröder und lässt die Wege dahin unerwähnt. Dass Bush keineswegs daran denkt, auf militärische Optionen zu verzichten? Lässt sich wohl nicht ändern. Als der Kanzler verspricht, neben Polizeiausbildern auch Verfassungsexperten für den Irak bereitzustellen, ist Bush die Genugtuung anzusehen. Großmütig äußert er Verständnis für die Grenzen des deutschen Engagements. Noch großmütiger: Er verzeiht Schröders unabgesprochenen Vorstoß für eine Reform der Nato und sagt sogar, er schätze den Geist, in dem diese Bemerkungen gemacht wurden. Es ist ein Geben und Nehmen. Schröders Geben besteht auch darin, mögliche Kritikpunkte wie Guantánamo oder den US-Boykott des Internationalen Strafgerichtshofs gar nicht anzusprechen. Irgendwann in der Pressekonferenz sagt er, man habe sich verständigt, „nicht immer darüber zu sprechen, wo wir unterschiedlicher Meinung sind“. Da lacht Bush laut auf. Man spürt, wie fließend die Grenzen zwischen Versöhnung und Verhöhnung sind.

Der Kanzler wird’s verkraften. Bush war bei ihm. Er war nett. Niemand, auch Wolfgang Schäuble nicht, wird noch fordern können, er müsse das deutsch-amerikanische Verhältnis reparieren. „Wir sind Partner“, hat Bush gesagt. „Wir brauchen Deutschland.“ Ohne Witz.

Nur einer bekommt an diesem Tag Bushs besonderen Humor zu spüren. Als er Joschka Fischer begrüßt, sagt der Präsident: „Hello, what’s your name?“ Fischer, immerhin, besteht den Test. Er sagt, „My name is Mr Fischer, what’s your name?“ und bekommt zur Antwort: „Bush, I’m Mr Bush.“