: Schüler gegen alte und neue Nazis
Das Kippenberg will eine nazifreie Schule bleiben – Schülervertreter organisieren antifaschistischen Info-Tag
Die Schüler des Kippenberg-Gymnasiums spüren Defizite – Defizite an Gelegenheiten, sich über das Thema Rechtsradikalismus schlau zu machen und die Infos als Grundlage für Diskussionen zu verwenden. Dieses Problem setzten sie nun produktiv in einen „antifaschistischen Informationstag“ um.
Lea Voigt von der Organisationsgruppe ist stolz darauf, dass die Schülervertretung (SV) die Aktion in eigener Regie veranstalten konnte. Die Schüler konnten das Heft in der Hand behalten, weil sie für den Infotag ihr Recht auf zehn Schüler-Vollversammlungs-Stunden beanspruchten, das ihnen das Schulverwaltungsgesetz einräumt. Noch einmal sollte diese Chance zur Schülerinitiative genutzt werden, da sie von der ausstehenden Änderung des Schulverwaltungsgesetzes zum nächsten Schuljahr bedroht ist. „Dann müsste man wegen sowas bei der Schulleitung betteln gehen“, befürchtet die Abiturientin.
Unter dem Motto „Gemeinsam gegen Rechts“ hatte die SV Referenten zu zehn Workshops geladen, auf die sich etwa 600 Schüler der Klassen 9 bis 13 in zwei Schichten verteilten: “Rechtsextreme Strukturen in Bremen und im Umland“, „Nazis intern“, „Rechte Subkulturen und Rechtsrock“, „Warum muss man sich erinnern?“ und andere Themen konnten sie sich aussuchen. „In der Schule wird Faschismus oft rein historisch behandelt, Bezüge zum Heute sind aber besonders wichtig“, findet Lea Voigt.
Schulleiter Hermann Pribbernow lobt das organisatorische und technische Gelingen der Veranstaltung unter Ägide der Schüler, sieht aber die Gefahren neonazistischer Anwerbeversuche eher an „Brennpunktschulen“: „Ich glaube nicht, dass man hier viel fischen kann.“ Das Gymnasium bleibe bisher von Neonazi-Aktivitäten verschont.
Die Schüler legten die Eigeninitiative an den Tag, weil sie finden, dass derartige Info-Angebote für Jugendliche „häufig nicht wichtig genug genommen werden“ – was die Sparzwänge der Landeszentrale für politische Bildung belegen (taz vom 23.2.). mkr