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Archiv-Artikel

Das Image von Daimler

Die Fusion mit Chrysler hat Daimler Benz in einen Konflikt gestürzt. Nach innen soll nun ein neues Unternehmensethos helfen, nach außen ein langfristig angelegter „interkultureller Jugenddialog“

VON CHRISTIAN FÜLLER

Kleiner hat er’s nicht. Georg Pegels, Professor für Bauinformatik an der Uni Wuppertal, will ein Wirtschaftswunder entfachen. Nicht etwa die lahmende deutsche Konjunktur will Pegels befeuern, sondern die der iranischen Erdbebenregion um Bam. Des Professors Hoffnung ruht auf einem simplen Dreisatz: einer stabilen Fachwerkkonstruktion, die neue Häuser und viel Umsatz bringen soll; einen deutsch-iranischen Studiengang, um die junge iranische Intelligenz in deutscher Ingenieurskunst zu trainieren; und – jetzt leuchten die Augen des Professors – DaimlerChrysler.

Der Weltkonzern baut zwar keine Häuser, sondern Autos. Aber das Fusionsunternehmen promotet einen weltweiten Ingenieurswettbewerb – bei dem auch Pegels Studenten mitmachen. Der „Engineering Award“ wird ausgeschrieben von Mondialogo, der ersten globalen Public Private Partnership, die einen auf Profit ausgerichteten Konzern und eine aufs öffentliche Wohl zielende Organisation wie die UN-Tochter Unesco verbindet. „Wenn ich mit der Unterstützung DaimlerChryslers in den Iran fahre“, schwärmt Pegels, dann öffnen sich die Türen.“

Umgekehrt ist der innovative „Joint Bachelor of Civil Engineering“ (Uni Wuppertal und der Technologie-Uni von Isfahan) das beste Zugpferd für Mondialogo. Bislang ist keines der 40 Teams bekannt, die beim Finale Ende Mai in Berlin um 15.000-Euro-Preise ringen. Idee von Mondialogo ist interkultureller Dialog. Jeweils ein Partner aus Erster und Dritter Welt sollen auf Augenhöhe Ingenieursjobs machen, darunter so ungleiche Zwillinge wie England und Kuba, Nepal und USA, Ungarn und Uganda, Deutschland/Zambia.

Dass die Unesco solche Projekte fördert, ist nicht neu, für DaimlerChrysler durchaus. Die Fusion – manche nennen es unfreundlich Übernahme – des US-Traditionsunternehmens mit dem schwäbischen Autobauer hatte neben ökonomischen Problemen auch einen kulturellen Konflikt ausgelöst.

„Es war so“, erinnert sich Daimler-Mitarbeiterin Astrid Sebb, „dass die Amerikaner mit ausgestreckten Händen auf uns zustürmten, weil man ihnen das als deutsche Eigenheit verkauft hatte. Während die Deutschen verkrampft die Hände auf dem Rücken behielten und versuchten, möglichst cool ‚Hi!‘ zu sagen.“ Heute amüsiert sich Sebb über diesen holprigen Beginn der Fusion. Sie weiß, es waren die kleinsten Verwerfungen, die die neue Marke DaimlerChrysler und ihre über 380.000 Beschäftigten mit sich brachten.

Wenn etwa in Argentinien das Telefon in den früheren Mercedes-Werken klingelt, dann dauert das Telefonat oft nicht lange, weil die Anrufer mit dem neuen Namen DaimlerChrysler nichts anfangen können. So etwas erzählen sich die Daimler-Leute nur, wenn sie unter sich sind. Und auch die Zahlen über den Bekanntheitsgrad der neuen Marke sind Geheimsache. „Wir sind auf gutem Weg, mittlerweile erkennt man man uns auch als DaimlerChrysler“, sagt ein Manager aus der Zentrale in Stuttgart.

Offiziell geht es DaimlerChrysler um mehr, um viel mehr. „Initialzündung für den Konzern war“, so berichtete es Astrid Sebb, „der 11. September und der Irakkrieg.“ Beide Ereignisse sind in den Augen der Konzernbeauftragten für „Social Sponsoring“ Beispiele für menschliche Katastrophen, die aus Missverständnissen entstehen. Um dem vorzubeugen, ist DaimlerChrysler auf die Unesco zugegangen und hat einen interkulturellen Dialog zwischen Schulen (Mondialogo School Contest) und Hochschulen (Engineering Award) initiiert. Beide, so versichert es der Chef für internationale Kontakte, Frank Fountain, enorm wichtige Projekte. Man glaubt dem Chrysler-Mann aus Detroit sein Augenzwinkern gern – denn auch hier ist der kulturelle Konflikt in vollem Gange. Die Amis wollen den Deutschen Sponsoring lehren.

Das Stichwort heißt heute CSR, Corporate Social Responsibility, und auch da liegt DaimlerChrysler nicht gerade vorn. Beim ersten „Good Company“-Ranking, das die soziale Verantwortung von Unternehmen bewertete, landete Daimler auf Rang 31. Unter anderem der Mondialogo-Wettbewerb soll nun das Unternehmen bekannt(er) machen – und die neue Marke gleichzeitig in ein wohliges öffentliches Licht tauchen, eine Tugend, die deutsche Unternehmen bislang weder beachten noch beherrschen.

Astrid Sebb, deren Job es ist, zum gezielten Nutzen des Unternehmens ins soziale Kapital zu investieren, hat sich jüngst bei einer Diskussion ein hohes Ziel gesteckt. Man müsse das Kultursponsoring auf das gleiche Niveau heben wie das für den Sport, meinte sie. Da ist noch ein Riesenschritt zu tun. Zusammen mit McLaren investiert Daimler allein 360 Millionen Euro jährlich in die Formel 1. Wie viel Geld in die Social Responsibility fließt, darüber darf keine Auskunft gegeben werden.