: Der Boss der Bauern: Franz-Josef Möllers
Der Präsident des Westfälisch-Lippischen Bauernverbands, Franz-Josef Möllers, spricht sich entschieden gegen die grüne Reform der Agrarpolitik aus. Von der Landtagswahl im Mai erhofft er sich eine „agrarpolitische Trendwende“
Franz-Josef Möllers ist ein mächtiger Mann. Der 58-jährige Schweinezüchter aus dem westfälischen Riesenbeck sitzt nicht nur im Beirat der R+V-Versicherung, im Aufsichtsrat der Raiffeisen Central Genossenschaft oder im Beirat der Westdeutschen Genossenschafts-Zentralbank. Er ist vor allem Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) und damit oberster Vertreter von rund 50.000 Landwirten. Kaum ein Bauer im östlichen Teil des Landes, der nicht zum WLV gehört – die Mitgliedschaft in der Organisation wird quasi bei der Hofübergabe „mitvererbt“. Nur die wenigsten entscheiden sich dagegen, auch weil die Interessenvertretung auf lokaler Ebene viele wichtige Dienstleistungen für die Landwirte anbietet – von der Beratung in Rechtsfragen über soziale Dienstleistungen bis hin zu Einkaufsrabatten.
Der Präsident selbst hält seinen Verband für „basisdemokratisch“ organisiert, alle Landwirte könnten sich schließlich an den Wahlen ihrer Vertreter beteiligen. Dass die Interessenvertretung aber gerade von den spezialisierten Großbauern dominiert wird und kleinere Betriebe und Ökobauern kaum eine Lobby haben, verschweigt er lieber. Ohnehin hat er für die ökologische Landwirtschaft und die von den Grünen geforderte Agrarwende nicht besonders viel übrig.
Die Kritik an der modernen Massentierhaltung weist er zurück, es gebe schließlich genügend wissenschaftliche Beweise, dass sie „tiergerecht“ sei. Zudem müsse sich die deutsche Landwirtschaft gegen die Konkurrenz auf dem Weltmarkt behaupten und dort sei es um den Tierschutz ungleich schlechter bestellt. Schon heute könnten die nordrhein-westfälischen Landwirte gegen diese Konkurrenz kaum bestehen und seien „wirtschaftlich im Keller“, so Möllers. Den Schuldigen dafür hat er auch gefunden: die Reformpolitik der „grünen Damen“ – wie er Bärbel Höhn und Bundesagrarministerin Renate Künast gerne mit einem ironischen Lächeln nennt. Die beiden sind so etwas wie Möllers‘ Lieblingsfeindinnen und er versucht gar nicht erst zu verbergen, wie wenig er von ihnen und ihrer Politik hält.
Der Bauernpräsident macht denn auch keinen Hehl daraus, dass er sich einen Machtwechsel und eine „agrarpolitische Zeitenwende“ nach der Landtagswahl wünscht. Entspannt lehnt er sich in seinem Sessel zurück, wenn er von den politischen Gemeinsamkeiten zwischen der CDU und dem Bauernverband schwärmt. Da passt es umso besser, dass Angela Merkel heute extra aus Berlin anreist, um auf dem Agrarkongress der Partei gemeinsam mit Möllers für gute Laune unter den Landwirten zu sorgen. Ob sich die Bauern jedoch so leicht auf Linie trimmen lassen, erscheint fraglich. Mit der Wählerinitiative „Bauern für Bärbel Höhn“ wenden sich die ersten entschieden gegen die Parteipolitik des Bauernverbands. ULLA JASPER