: Die Bestraften Gottes
Eine US-Gesellschaft versorgt die Tsunami-Opfer in Südostasien mit dem Allernötigsten: dem Wort Gottes
Eine internationale Hilfswelle ist seit der Flutkatastrophe am 26. Dezember in Südostasien angelaufen. Unter den Organisationen, die vor Ort die Bevölkerung mit dem Notwendigsten versorgen, ist auch die „Internationale Bibelgesellschaft“ (IBS). Sie verteilt christliche Erbauungsliteratur – auch in Muslimgebieten.
Das Buch trägt den Titel „Wenn die ganze Welt für dich zusammenbricht“ und handelt von Hoffnung, Schuld und Sühne. Die christlich-fundamentalistische IBS mit Sitz in Schorndorf (Remstal) „hilft“ den Tsunami-Opfern in Südostasien auf ihre Weise. 400.000-mal wird die Missionsschrift derzeit in verschiedenen Sprachen gedruckt und dann in den Katastrophengebieten verteilt. In der deutschen Fassung, die bereits zum so genannten Jahrhunderthochwasser in Ostdeutschland im August 2002 erschien, wird den Lesern die eigene Schuld vor Augen geführt. Sie sollen sich „eingestehen“, dass sie Gott „ungehorsam gewesen und somit dem Satan verfallen“ seien.
Der Direktor der IBS, deren internationaler Sitz in Colorado Springs/USA liegt und die 1908 mit dem Ziel gegründet wurde, die Welt mit Bibeln zu versorgen, will durch die Bücherspende „Trost und Hoffnung verbreiten“. Peter Ischka: „Wir wollen nicht bekehren, wir geben es nur Menschen, die es wirklich haben wollen.“
Nach Angaben von IBS sollten die christlichen Hilfsorganisationen „World Vision“ und „Food for the Hungry“ die Bücher in Thailand, Indien, Sri Lanka und Indonesien an Flutopfer verteilen. Beide Organisationen dementierten auf Anfrage, etwas mit der Buchverteilung zu tun zu haben. Inzwischen hat IBS den Hinweis auf „World Vision“ und „Food for the Hungry“ von seiner Internetseite gelöscht.
Besonders in der von der Flut betroffenen indonesischen Provinz Aceh, wo mehr als 200.000 Menschen starben, stößt die Hilfe durch christliche Hilfsorganisationen auf Skepsis. Die Bevölkerung ist fast ausschließlich muslimischen Glaubens.
Auf ihrer Internetseite wirbt die IBS derweil weiter für Spenden, „um die Hoffnung des Wortes Gottes zu den Überlebenden bringen“. Über die Höhe der bisher eingegangenen Spenden möchte Peter Ischka allerdings keine Angaben machen.
Er verweist auf den großen Erfolg solcher Aktionen in der Vergangenheit. So habe die Verteilung christlicher Literatur in Uganda beispielsweise „zur Senkung der Aids-Rate um 70 Prozent“ beigetragen. KATHARINA RALL