Landesregierung daddelt auch

betr.: „Angestellte lassen Tacker fallen“, taz vom 24.2.05Natürlich ist jede Streikstrategie eine Zockerei. Aber wehmütige Streikerinnerungen den Landesbeschäftigten als Streikbegründung zu unterstellen, zeugt schon von Wahrnehmungsstörungen. Selbst mit Hintern in der Hose hat keiner Lust, sich ohne triftigen Grund draußen den Arsch abzufrieren [...] Am 10.2. wurde ein neuer Tarifvertrag mit verdi vereinbart, der den Landesbeschäftigten bisher vorenthalten wird. Dieser bietet den Arbeitgebern vor allem eins – langfristige Kosteneinsparungen. Das reicht den Ländern aber nicht. Durch ihre selbst verschuldete katastrophale Finanz- und Steuerpolitik zugunsten des Großkapitals, wollen sie ihre Kassen zu Lasten ihrer eigenen Beschäftigten sanieren. Und dazu fordern sie nicht nur weit reichendere Lohnkürzungen. Die primäre Strategie ist die Zerschlagung der Gewerkschaftsbewegung. Und das sich verdi-Mitglieder dagegen im Wahlkampf einer Landesregierung am besten positionieren können, hat der hochrote Kopf von MP Steinbrück am Dienstag bewiesen, als er sich von unserem Pfeifkonzert vor der Staatskanzlei vor laufender Kamera hat dazu provozieren lassen, seine Beschäftigten zu beschimpfen. Es hätten ja durchaus die manchmal benötigten 70 Stimmen für knappe Wahlausgänge unter den Streikenden sein können. Die Landesregierung daddelt also auch. MARKUS BROOSE, DuisburgHat sich der Autor nicht kundig gemacht, dass das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik in Düsseldorf und Oberhausen gestreikt hat? Auch die Aussage, die Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst wären sicher, stimmt so nicht! Erst mit Vollendung des 40. Lebensjahres und einer Beschäftigungszeit von 15 Jahren ist diese Sicherheit für Tarifbeschäftigte, nicht für Beamte, gegeben! Die Beschäftigten dort und in ganz NRW haben übrigens dafür gestreikt, dass die für Neueingestellte eingeführte 41-Stunden-Woche, der Wegfall des Urlaubsgeldes und drastische Kürzungen des Weihnachtsgeldes zurückgenommen werden. Dies hat die NRW-Landesregierung als Vorreiter der Länder gemacht. Soviel zum Thema „Scharfmacher im Tarifkonflikt“! [...] JÜRGEN SENGE, Schwelm

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