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Archiv-Artikel

„Schön grün“ war schnell schön schwarz

Drei von zwölf Formaten, mit denen das RBB-Fernsehen startete, werden oder sind schon wieder abgesetzt. Wenige Sendungen haben sich etabliert, etwa der Polit-Talk „Klipp und klar“. RBB nicht mehr quotenschwächste ARD-Anstalt

Man könnte meinen: Mit Menschen kann der RBB nicht so gut. Erst stellte er das Sozialmagazin „Hauptsache Mensch“ ein, dann sägte er die Talkshow „Leute am Donnerstag“ ab. Immerhin: Auch das Gartenmagazin „Schön grün“ musste dran glauben. Drei von zwölf neuen Formaten, mit denen das fusionierte RBB-Fernsehen startete, werden oder sind also schon abgesetzt – und weitere könnten noch folgen: „Von einigen werden wir uns verabschieden“, kündigte Intendantin Dagmar Reim nach dem Aus für die „Leute“-Leute an. Trotz dieser Flops fällt die Ein-Jahres-Bilanz beim neuen RBB-Fernsehen nicht durchweg schlecht aus.

Mit „Klipp und klar“ wurde ein Polit-Talk etabliert, der sich nicht vor der NDR-Konkurrenz „Paroli!“ mit Gabi Bauer verstecken muss. Das wissen nicht nur die Zuschauer zu schätzen, sondern auch der RBB: „Klipp und klar“ wurde unlängst um eine Viertelstunde verlängert. Ansonsten schaut man aber kaum über die Ländergrenzen hinaus: Der RBB gibt sich mit Berlin und Brandenburg gern regional bescheiden. „Zu provinziell“, war denn auch der meistvorgetragene Vorwurf von der Printkonkurrenz an das neue Programm, speziell den Vorabend mit dem boulevardeskem „Zibb“. Wieso den Zuschauern das eine zu provinziell, das andere angenehm nah an der eigenen Lebenswelt ist, ist indes nicht immer nachvollziehbar. Während die Regionalmagazine „Abendschau“ und „Brandenburg aktuell“ weiterhin allabendliche Quotenbringer sind, macht etwa das Kulturmagazin „Stilbruch“ aus der aufregenden Hauptstadt eine beschauliche Ausstellungslandschaft – und fährt damit grottige Quoten ein.

Das Lifestyle-Zeitgeist-Magazin „Polylux“ mit Tita von Hardenberg wiederum versteht sich seit seinem Relaunch im Herbst nur noch als Hauptstadtberichterstatter. Trotzdem schaffte es Tita-TV, den ARD-Programmdirektoren bei der Umstellung des Abendprogramms auf Harald Schmidt von der Schippe zu springen und sich am Donnerstag festzusetzen. Allein die „Kurt Krömer Show“ hat sich als Berliner Original mit Bundespotenzial bewiesen. Nicht nur haben mittlerweile alle Dritten Programme die Comedy-Reihe übernommen: Kiezneurotiker Krömer ist sogar für den Grimme Preis 2005 nominiert.

Kleine, doch strahlende Highlights hat der RBB noch mit engagierten Reportagen über die rechte Szene gesetzt – für einen Bericht über den Stimmenfang der NPD in den Kommunen wurden zum Beispiel das Politmagazin „Kontraste“ mit dem CIVIS-Medienpreis ausgezeichnet. Ansonsten wird aber viel Programmstrecke mit eigenproduzierten Peinlichkeiten wie dem Ratespiel „Attila und die Schlaumeier“ und eingekauften Klassikern wie „Polizeiruf 110“ bestritten.

Es leuchtet also nicht viel im RBB – aber das kann in anderer Hinsicht durchaus Anlass zur Freude sein: Die rote Laterne als quotenschwächste ARD-Anstalt hat der RBB nämlich wieder an den Hessischen Rundfunk abgegeben. HANNAH PILARCZYK