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Archiv-Artikel

In Honduras herrscht jetzt Ausgangssperre

STAATSSTREICH Armee und Oligarchie inszenieren in Honduras einen Putsch im Stil der 80er-Jahre. Der gestürzte Präsident kann nur auf internationale Schützenhilfe hoffen. Über Milizen verfügt er nicht

TEGUCIGALPA afp/dpa/taz | Nach dem Staatsstreich in Honduras haben sich mehrere lateinamerikanische Staaten hinter den vom Militär gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya gestellt. Während der Nationalkongress den bisherigen Parlamentspräsidenten Robert Micheletti als Nachfolger einsetzte, wurde Zelaya bei einem Krisengipfel in Nicaragua als rechtmäßiger Staatschef empfangen. Auch international stieß seine Entmachtung auf scharfe Kritik.

Zelayas Nachfolger Micheletti verhängte kurz nach seiner Ernennung eine 48-stündige Ausgangssperre bis Dienstag. Er betonte, dass er „nicht durch einen Staatsstreich“ ins Präsidentenamt gekommen sei, „sondern durch einen völlig legalen Prozess“. Die Absetzung Zelayas sei im Einklang mit Justiz und Verfassung erfolgt. In der Hauptstadt Tegucigalpa forderten am Sonntagabend trotz der Ausgangssperre hunderte Anhänger Zelayas seine Rückkehr.

„Der rechtmäßige Präsident von Honduras ist Präsident Zelaya“, sagte Nicaraguas Präsident Daniel Ortega am Sonntagabend bei dem Treffen der Bolivarischen Alternative für unser Amerika (Alba) in Nicaraguas Hauptstadt Managua, an dem auch Zelaya teilnahm. Venezuelas Präsident Hugo Chávez forderte die internationale Gemeinschaft auf, den Putschisten „eine Lektion“ zu erteilen. Ein gewaltsames Eingreifen schlossen die beiden linksgerichteten Staatschefs jedoch zunächst aus. „Wir setzen Worte ein, keine Kanonen“, erklärte Ortega.

Zelaya sagte, er bleibe rechtmäßiger Staatschef. Er sei entschlossen, nach Honduras zurückzukehren und sein Amt zurückzufordern. Zelaya war am Sonntag vom Militär festgenommen und zunächst ins Nachbarland Costa Rica ausgeflogen worden. Das oberste Gericht von Honduras teilte mit, es habe die Festnahme des Präsidenten durch die Armee angeordnet, um „den Rechtsstaat zu verteidigen“. Der Nationalkongress erklärte, er habe wegen „wiederholter Verstöße gegen die Verfassung“ einstimmig für die Absetzung des Präsidenten gestimmt.

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