wahlkampf-gefühl
: Landeier gegen Latte-Trinker

Nordrhein-Westfalen steht ein politischer Kulturkampf bevor. Bis zur Landtagswahl kommt es zum großen Duell Städte gegen Dörfer. Metropolen gegen Provinz. Latte-Macchiato-Trinker gegen Landeier. Das „Lebensgefühl“ wollen Parteien im Wahlkampf schmecken, bedienen, ausnutzen beim Stimmenfang. Doch was ist dieses Lebensgefühl in den Städten? Parkplatzprobleme, Kulturbetriebsamkeit, Fußball, Bier am Büdchen? Selten haben Wahlkämpfer so offen eingeräumt, dass sie mit Image und Form überzeugen wollen, nicht mit Sinn und politischem Inhalt.

KOMMENTAR VONMARTIN TEIGELER

Dass NRW ein politgeographisch gespaltenes Land ist, wurde schon bei der Kommunalwahl deutlich. Trotz Verlusten brachte die CDU damals Bauern, Kleinbürger und andere Landbewohner in Ostwestfalen, im Sauer- und Siegerland hinter sich. Rot-Grün erlebte ein Comeback im Ruhrgebiet. Obwohl die Sozialdemokraten in Essen, Düsseldorf und Duisburg verloren, sind sie wieder unangefochten stärkste Kraft im Pott.

Beide Politlager wollen ihre Hardcore-Basis mobilisieren. Für den Wahlkampf bedeutet das nichts Gutes. Statt über neue Antworten auf große ökonomische und soziale Probleme nachzudenken, wird der eigenen Anhängerschaft nach dem Mund geredet. Neue Wählerkoalitionen, neue Lösungsansätze sind offenbar nicht gewollt. Die Materialschlacht Stadt gegen Land kommt. NRW hätte etwas Besseres dringend nötig.