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Archiv-Artikel

Lock-Strömungen am Wehr

Wer in Bremen ein Wasserkraftwerk bauen will, muss vor allem auf die Fische achten, zeigt eine Diskussion im Bürgerhaus Weserterrassen. Was reichlich kompliziert sein kann

Von Sim

Bremen taz ■ Hucky Heck bemüht gleich den Superlativ. Einen „neuen Standard in puncto Fischschutz“ werde das Wasserkraftwerk am Weserwehr schaffen, schwärmt der Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft tandem auf der von den Grünen organisierten Info-Veranstaltung im Bürgerhaus Weserterrassen am Mittwochabend. Heck hat das Hauptproblemfeld seiner Anlage erfasst.

Lockströmungen, Gitter-Fenster und einen Überspül-Bypass haben die Planer ersonnen, um Lachse, Aale und andere Schwimmer bereits vorm dunklen Kraftwerks-Kanal abzufangen. Röhren sollen sie, an allen Turbinenschaufeln vorbei, vom Ober- in den Unterlauf der Weser bugsieren. Und die geplante zweite Fischtreppe werde die Staustufe von unten nach oben deutlich durchgängiger machen.

Die Fischschutz-Fraktion im Publikum ist trotzdem alles andere als überzeugt. Heck hat kaum seinen Vortrag beendet, da kündigt sich bereits Widerstand an. „Solange Sie uns nicht beweisen, dass das Kraftwerk weitestgehend unschädlich ist, werden wir niemals zustimmen“, sagt Wolfgang Düver, Geschäftsführer des Landesfischereiverbands Weser-Ems und im Präsidium des Verbands deutscher Sportfischer. „Wir sind auf Seiten der Fische“, unterstreicht er.

Die Stelle, wo das neue Kraftwerk – wenn alles gut geht – von 2009 an einmal Öko-Strom für 12.500 Haushalte produzieren soll, ist in Düvers Augen nämlich ein „Nadelöhr“ für das sieben Bundesländer berührende Flusssystem Weser. Alle Wanderfische, die darin schwimmen, müssen hier irgendwann einmal hindurch. Ohne adäquate Schutzmaßnahmen am Wasserkraftwerk, „können Sie das ganze Programm zur Wiederansiedlung von Lachsen vergessen“, sagt Düver. Ein Stababstand von 25 Millimetern am Einlaufgitter sei für die Smolts, die kleinen Lachse, die ins Meer ziehen, fatal: „Da bleiben die mit dem Kopf drin stecken.“

Biologe Michael Schirmer von der Bremer Uni, der tandem in puncto Fischschutz berät, ist da anderer Meinung. Man dürfe nicht nur auf den Stababstand gucken, sondern müsse die „Kombination“ an Schutzmaßnahmen betrachten, argumentiert er. Die seien in diesem Fall für die einzelnen Fischarten „maßgeschneidert“. Die Smolts etwa schwämmen oberflächennah, weswegen man das Gitter ständig 20 Zentimeter hoch mit Wasser überspülen werde – in einen sicheren Bypass hinein. Für die am Grund schwimmenden Aale sowie in mittlerer Tiefe habe man „Fenster“ im Gitter eingeplant, die ebenfalls in einen Bypass mündeten – „Lockströmung“ inklusive. Und an dem Schieber, der das Gitter reinige, werde ein Blech für eine Kreisströmung sorgen, die feststeckende Fische rechtzeitig wegdrücke. Den Erfolg der Maßnahmen, verspricht Heck, dürften die Fischschützer selbst kontrollieren, gegebenenfalls werde man nachbessern.

Einmal umgesetzt, wirbt er, könne der neue state of the art auch andernorts Druck machen, den Fischschutz zu verbessern. Bedarf dafür gäbe es. An den e.on-Wasserkraftwerken oberhalb Bremens etwa stehen die Stäbe am Turbinen-Einlauf noch 90 Millimeter auseinander. Sim