: Das war Spitze!
In Berlin entsteht das erste deutsche TV-Museum. Die Besucher sollen sich dort an kleine springende Männer und Alliierten-TV erinnern. Die Macher wollen gar das aktuelle Programm beeinflussen
VON SASCHA TEGTMEIER
Fernsehen, das flüchtige Medium. An die Sendung, die heute läuft, kann sich übermorgen niemand mehr erinnern. Der Berliner Senat hat in dieser Woche entschieden, gegen das deutsche TV-Vergessen anzugehen: Im Filmhaus am Potsdamer Platz wird das erste Fernsehmuseum Deutschlands entstehen – unter einem Dach mit dem Filmmuseum und von den gleichen Museumsmachern betrieben. Die Kosten für den Bau, 3,89 Millionen Euro, werden aus Lottogeldern und EU-Förderungen bezahlt.
Helden, Stars, Gesichter
Im Frühjahr 2006 sollen die ersten Besucher durch die geplante 1.200-Quadratmeter-Fernsehwelt flanieren. In einem acht Meter hohen verspiegelten Saal werden sie empfangen – auf einer ebenso hohen Wand voller Fernseher ziehen dann die „Helden, Stars und Gesichter“ der TV-Geschichte an ihnen vorbei.
„Es gibt ein kollektives Fernsehgedächtnis“, sagt Peter Paul Kubitz, Leiter des Film- und bald auch des Fernsehmuseums. Das hätten die von Nostalgie bewegten Besucher der Ausstellung „Fernsehen macht glücklich“ zum 50-jährigen TV-Jubliäum im Filmmuseum gezeigt. Die Leute erinnern sich an ihre eigene Geschichte, wenn sie einen kleinen Mann mit den Worten „Wir sind der Meinung: Das war Spitze!“ in die Luft springen sehen.
Die Fernsehglück-Ausstellung war ein erster Versuch des Filmmuseums, sich dem Heimkino zu nähern. Wie schon dort sollen die Besucher des TV-Museums in einer „Programmgalerie“ an Apparaten ihre eigenen Fernsehschätze aus tausenden von Sendungen auswählen – die persönliche Fernseherfahrung. In einem „Zeittunnel“ soll die medienpolitische Geschichte des Fernsehens erzählt werden: vom Alliierten-Fernsehen bis zur Digitalisierung.
Einmischung geplant
Museumsleiter Kubitz plant für das TV-Museum neben diesen Dauereinrichtungen aktuelle Sonderausstellungen. Zum Beispiel zu der Darstellung von Fußballhelden im Fernsehen und der Geschichte von politischer Berichterstattung. „Wir wollen uns einmischen und provozieren“, sagt Kubitz lakonisch dazu. Somit könnte auch das aktuelle Programm der Sender beeinflusst werden.
Eine Art Testballon für solche Projekte war die Sonderausstellung „Die Kommissarinnen“ – die noch bis kommenden Dienstag läuft. Medien und Besucher sind gleichermaßen begeistert.
Am liebsten will Kubitz das Filmhaus in „House of moving images“ umbenennen. Das soll zeigen dass Film und Fernsehen zusammen gehören. Und beide nicht vergessen werden sollen.