Nebenkosten sparen ohne frieren zu müssen

Aus den meisten Häusern und Wohnungen verpufft viel Wärme. Das könnte sich mit dem Energiepass für Gebäude ändern. Dieser soll ab 2006 eigentlich Pflicht werden – wenn sich Regierung und Opposition einigen können

BERLIN taz ■ Klimaschutz – da denkt man an Autos mit Katalysator, die Heizung 1 Grad herunterdrehen und Windräder in Norddeutschland. Doch nur wenige verstehen unter Klimaschutz das, was am nächsten liegt – Energieeffizienz in Häusern und Wohnungen.

„Kaum jemand kennt den Energieverbrauch seiner Immobilie“, sagt Achim Großmann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbauministerium. Dabei ließe der Verbrauch sich leicht drosseln. Und ein kalter Winter sowie steigende Strom- oder Gaspreise müssten nicht Ebbe im Geldbeutel bedeuten. Was für Autos, Kühlschränke und Waschmaschinen längst Alltag ist, soll deshalb jetzt auch bei Häusern Schule machen: der Energiepass. Laut einer EU-Richtlinie muss dieser eigentlich 2006 eingeführt sein. Doch noch streiten die Fraktionen im Bundestag.

Die Opposition will einen „verbrauchsorientierten Energiepass“, in dem steht, wie viel Energie in dem Gebäude verbraucht wird. Basis soll dafür die eine Heizkostenabrechnung einstiger Bewohner sein. Nur ist das wenig aussagekräftig. Denn ein wärmeliebender Mensch, der zudem oft zu Hause ist, hat einen höheren Verbrauch als ein Vollzeit-Berufstätiger, der nachts gerne bei 16 Grad schläft.

Die Regierung befürwortet deshalb einen „bedarfsorientierten Energiepass“. Der soll Informationen über Wärmeisolierung, Heizungsart oder Verglasung geben. Die Diagnose, ob und was verbessert werden kann, liefert er gleich mit.

Im Grunde ist der Energiepass Mittel zum Zweck: Er soll Druck auf Immobilienbesitzer und Bauherren ausüben, ihre Häuser energetisch effizient zu bauen oder zu sanieren. Mieter werden in Anbetracht der Energiepreise ohnehin schon bald anfangen, aus eigenem Interesse nach dem Energieverbrauch zu fragen.

Momentan sieht es mit der Energieeffizienz in Deutschland mau aus. Beispiel: Dachsanierung. „Bei 80 Prozent aller neu gedeckten Dächer fehlt die Wärmedämmung“, so Wolfgang Weipert, Leiter des Referats Umweltpolitik und Verbraucherschutz der IG BAU. Bei den Gebäudesanierungen insgesamt sieht es nicht viel besser aus: Bei mehr als 30 Prozent aller Sanierungen geht es nur um Farbe und Putz.

Dabei gibt es für die energetische Sanierung Förderungen vom Staat und günstige Kredite. So vergibt beispielsweise die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) günstige Kredite mit dem „CO2-Gebäudesanierungsprogramm“ für Altbauten. Und gestern wurde bekannt, dass die rot-grüne Regierung erwägt, diese Darlehen in Kürze noch einmal aufzustocken.

Der Klimaschutz am Bau soll auch für den Arbeitsmarkt etwas bringen: Aufträge. Schon derzeit gehen rund 60 Prozent der Bauaufträge in Sanierung und Modernisierung. Mit dem Ziel der Grünen, bis 2040 den kompletten Altbaubestand saniert zu haben, dürfte sich dieser Anteil noch erhöhen. Besonders die regionale Bauwirtschaft soll etwas davon haben.

Auch der Staat profitiert übrigens von den klimaschonenden Häusern – wenn auch im kleineren Rahmen: ALG-II-Empfängern zahlt er die Heizkosten.SVENJA BERGT