: Bei Anruf Kohle
Die Werbung für Handy-Klingeltöne ist nervtötend.Jetzt wird geprüft, ob sie dazu auch noch illegal ist
Falls Sie sich dann und wann mal fragen sollten, wer vor allem kleinere TV-Kanäle eigentlich finanziert: Es sind Kinder. Beziehungsweise Handy-Klingeltöne.
Gut, „Ton“ ist hier reichlich untertrieben. Es handelt sich eher um Musikfetzen bis hin zur ganzen CD, die – gerne auch in der Lautstärke bis zur vollen Bandbesetzung anschwellend – an die Stelle des altmodischen „Tüdelüts“ treten. Die entsprechende Werbung läuft auf den mittlerweile unter dem Dach des US-Konzerns Viacom vereinten Musikkanälen von Viva bis MTV 2 Pop. Aber auch Sender wie Kabel 1 oder RTL 2 vermarkten Klingeltöne zu bestimmten Serien.
Oft ist es auch nur kostenpflichtiges Geräusch, mit so bemerkenswerten Titeln wie „Fieser Rattenton“, „Frosch beim Kacken“ und der wohl unvermeidliche „Orgasmus“ – derzeit alle im Angebot von Unternehmen wie „Jamba!“.
Das Geschäft boomt: Jamba!, eine anfangs belächelte Berliner Gründung, wurde letztes Jahr in die USA verkauft – für 228 Millionen Euro. Klingeltöne gehören zu dem meistbeworbenen Produkten im deutschen Fernsehen. Dummerweise entfalten sie bei ihren Kunden häufig sekundäre Suchtmerkmale. Und diese Kunden sind vor allem Kinder und Jugendliche.
Die sollen nach dem eigens zu ihrem Schutze und zur Schonung der elterlichen Börsen eingeführten Jugendmedienschutzstaatsvertrag eigentlich gegen derlei Unbill gefeit sein. Weil sie das aber offenbar nicht sind, wollen nach Informationen des Fachdienstes Funkkorrespondenz (FK) nun die zuständigen Medienbehörden in die Sache hineinhorchen. Denn das Gesetz sieht vor, dass Werbung nicht direkte Kaufappelle an Kinder oder Jugendliche enthalten darf, „die deren Unerfahrenheit und Leichtgläubigkeit ausnutzen“.
Doch bei den Verbraucherzentralen häuften sich laut FK die Beschwerden von Eltern über hohe Kosten beim Herunterladen des Froschgestöhns, teure Abo-Verträge und fehlende Preistransparenz in den Spots für die laute Ware.
Das ist bitter. Sehr bitter. Aber sollen wir Ihnen etwas noch viel Bittereres verraten? Werbung funktioniert immer so. Da unterscheidet sich das olle Überraschungsei mit der gesunden Portion Milch direkt an der Supermarktkasse nicht wirklich vom „Frosch im Mixer“. STG