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Archiv-Artikel

Vom Saulus zum Paulus

Er kommt von der dunklen Seite des Webs: Ein „Ehemaliger“ erteilt in Bremen die Lizenz zum Hacken

Von dab

Bremen taz ■ Heute trägt Konstantin Mroncz einen modisch kahl geschorenen Kopf – und aus beruflichen Gründen bisweilen auch den Nadelstreif-Zweireiher. Der 37-jährige Informatikexperte hat einen langen Weg bis zum „Certified Ethical Hacker“ zurückgelegt. Aber er gefällt sich in der Rolle. Das war nicht immer so. Vor gut einem Jahrzehnt stand er noch auf der dunklen Seite der Macht. Des Internets. Hier tobte sich Mroncz richtig aus; er hackte sich im fensterlosen stillen Kämmerlein durch das weltweite Datennetz – ohne Lizenz. Und erfüllte auch äußerlich jedes erdenkliche Klischee: „Lange Haare, fahle Haut, lichtscheu, ausgeleiertes Rammstein-T-Shirt, Tiefkühlpizzen vertilgend – wir Typen waren so drauf.“ Contra eben oder vielleicht nur computergeil: „Ein Hacker sucht die Herausforderung.“

Computergeilheit bestimmt noch heute sein Leben, damit verdient sich der ehemals „böse Bube“ jetzt sein Geld. Unter anderem für sein Biometriestudium an der Westminster-Universität in England, wo er sich mit elektronischen Sicherheitssystemen beschäftigt, die auf Fingerprints oder Netzhauterkennung basieren.

Ausgerechnet Bremen hat sich der gebürtige Mannheimer, der seit einiger Zeit zwischen London und der Hansestadt hin und her pendelt, ausgesucht, um auf dem deutschen Markt seine Idee in die Tat umzusetzen: ethische Hackerkurse anzubieten, importiert aus den Vereinigten Staaten. Dort sind solche Kurse schon gang und gäbe. Das Monopol deckt dort das „EC Council“ ab. Namhafte IT-Profis und Wissenschaftler – die oftmals selbst als Geeks, Nerds und Freaks in die schöne, neue Welt der Netzwerke einstiegen – sammeln permanent sämtliches Hackerwissen und bringen es quasi brühwarm unter die Leute. Aus dem Wissensreservat des „EC Council“ schöpft Konstantin Mroncz, der sich in den USA dafür extra zum Trainer ausbilden ließ.

„Hier bringt man den Leuten nie bei, wie man wirklich hackt“, deckt er einen deutschen Mangel auf. Das sei ein Problem: Wenn man die Kniffe und Tricks der Angreifer nicht durchschaue, wisse man auch nicht, was man dagegen tun könne. Mit seiner jüngst gegründeten Firma „Microzert“, ansässig im Bremer Innovations- und Technologiezentrum BITZ, wollen er und sein US-amerikanischer Partner Scott Bapst diesen Mangel beheben. 3.000 Euro kostet ein fünftägiger Kurs im „ethischen Hacken“ (samt gesundem Essen und komfortabler Unterkunft), der sich an IT-Profis in Firmen richtet, die mehr für ihre Netzwerksicherheit tun wollen.

Aber, wie garantiert man, dass diese dann zertifizierten Hacker keine Firmenspionage betreiben? „Das kann man nicht kontrollieren“, gibt Mroncz zu. Er hält dagegen: „Die meisten Männer waren doch bei der Bundeswehr. Die wissen auch, wie man ein Gewehr benutzt. Trotzdem kann ich hier auf der Straße rumlaufen, ohne erschossen zu werden.“ Außerdem hätte ein „richtiger Hacker“ eine ganz andere Motivation. Es sei wie eine Sucht, Schranken und Grenzen im Netzt zu überwinden; Programme zu schreiben, die Codes knacken. „Egal, wie gut man ist, es gibt immer einen, der besser ist.“ Das sei der Reiz. „Hacking ist eine Art Wettbewerb unter den Freaks.“

Apropos Wettbewerb: Ab 21. März stellt „Microzert“ für eine Woche einen Server zur Verfügung, auf dem man hacken kann, was das Zeug hält. „Eine Art Test, wie lange die sich die Zähne ausbeißen“, grienst der Hacker-Profi. Und zu gewinnen gibt’s: einen ethischen Hackerkurs, versteht sich. dab

Infos unter www.microzert.de oder ☎ 0421/220 82 37.