: Die Zeit der großen Versprechen ist vorbei
Der Berliner Athletik-Klub (BAK) sollte noch vor kurzem von einem Marketing-Menschen auf schick getrimmt werden. Die Sache floppte, wie so vieles, was der Weddinger Verein in jüngster Zeit anpackte. Jetzt konsolidiert sich der Klub
Das Kürzel „BAK“ klang in den Ohren der Fußball-Fans eher nach Krankenkasse als nach Oberliga. Zu viel lief schief bei dem 1907 gegründeten Verein aus dem Wedding. Also wollte zu Beginn dieses Jahrzehnts ein findiger Marketing-Mensch den Berliner Athletik-Klub in AC Berlin („Athletik-Club“) umbenennen. Das roch stark nach Global Player und AC Mailand. Das Wappen des „ACB“ war schon entworfen, als die Sache floppte – so wie fast alles, was der BAK in seiner jüngeren Geschichte anpackte.
„Wir sind jetzt erst mal dabei, ein richtiger Verein zu werden“, erklärt Mehmet Ali Han. Der neue Präsident des BAK hat im Stadion an der Lüderitzstraße mit den Aufräumarbeiten begonnen. Der Bauunternehmer schaffte es, dass das Bezirksamt Mitte in der Sportstätte Flutlicht installiert und die beengte Rasenfläche vergrößert.
„Wir möchten auch eine Baugenehmigung für unser Vereinsheim, damit wir aus dem Mietverhältnis herauskommen“, erzählt Mehmet Ali Han. Der neue Präsident will den BAK vom Ruf eines Chaosclubs befreien. Bisher ist es ihm immerhin schon gelungen, die Mannschaft im Oberliga-Mittelfeld zu stabilisieren.
Früher musste die Konkurrenz befürchten, dass die Weddinger während der Saison pleite gehen und damit die Tabelle auf den Kopf stellen könnten. Der neue Boss lässt sich nicht einmal mehr zu vollmundigen Versprechen verleiten. „Wir lassen uns Zeit“, sagt der türkische Unternehmer, der „soziale Integration“ als ein Ziel im Problembezirk nennt.
Seine Vorgänger versuchten es auf die brachiale Tour: Mit teuren Spielern sollten Sponsoren angelockt werden. Kein Trainer schien gut genug. Spieler wurden im Dutzend verschlissen. Der Traum vom Rampenlicht an der Lüderitzstraße währte nur kurz. Bis auf eine Bestattungsfirma als Sponsor und 50.000 Euro Schulden war im November 2003 nichts mehr übrig geblieben.
„Ich will nur noch sauber aus der Sache rauskommen“, jammerte Interimsvorsitzender Michael Bartschek. Präsident Gerd Achterberg hatte sich zuvor per Fax in den Ruhestand nach Florida verabschiedet.
Immer wieder tauchten beim BAK in Krisenzeiten Übernahmegerüchte auf. Mal verhandelte ein Schweizer namens Albert Koller – seines Zeichens Ex-Präsident des FC Luzern – an der Spree, bis ihn die Gattin in die Berge zurückgepfiffen haben soll. Dann zeigte der in die Verbandsliga abgestürzte DDR-Rekordmeister BFC Dynamo Interesse. Auch Galatasaray Spandau und BAK-Nachbar Corso/Vineta flirteten an der Lüderitzstraße. 50.000 Schulden zu begleichen, erschien den Spekulanten als Schnäppchen für einen Platz in der Oberliga.
Der sportliche Weg über den Aufstieg aus der Verbandsliga wäre teurer gekommen. In der Winterpause 2003/2004 griff Han, zuvor starker Mann bei Landesligist BSV Mitte, zu und fusionierte beide Clubs. Nun will er seine Investition beim BAK veredeln. JÜRGEN SCHULZ