Tschetscheniens Präsident getötet

Aslan Maschadow bei Spezialeinsatz russischer Streitkräfte in Tolstoi-Jurt ums Leben gekommen. Leichnam des ehemaligen Obersts im russischen Fernsehen gezeigt

MOSKAU taz ■ Der tschetschenische Separatistenführer und legitime Präsident Tschetscheniens Aslan Maschadow wurde gestern bei einem Einsatz russischer Spezialeinheiten in der Kaukasusrepublik getötet. Nach Angaben des Leiters des Antiterrorstabes im Nordkaukasus, General Major Ilja Schabalkin, kam Maschadow während der Belagerung eines Hauses in dem 15 Kilometer nördlich von Grosny gelegenen Dorf Tolstoi-Jurt ums Leben. „Maschadow hatte sich in einem Bunker eines Hauses dieses Dorfes versteckt“, sagte Schabalkin. Die Identität des Separatistenführers sei bereits festgestellt worden. Auch das russische Staatsfernsehen zeigte gestern Abend Bilder der entstellten Leiche des ehemaligen Obersts der Roten Armee.

Tschetscheniens Vizepremier, Ramsan Kadyrow, sagte unterdessen, es sei geplant gewesen, Maschadow lebend gefangen zu nehmen. Der Separatistenführer sei durch unsachgemäßen Einsatz einer Waffe seines Leibwächters tödlich verletzt worden. An der Operation in Tolstoi-Jurt waren vornehmlich Spezialeinheiten des Inlandsgeheimdienstes, „Alfa“ und „Wimpel“, beteiligt.

Maschadows Tod entbindet den Kreml endgültig davon, mit gemäßigten Separatisten Verhandlungen aufzunehmen. Für viele Tschetschenen und selbst politische Kräfte im Westen war er die einzige Figur, die mit Moskau einen Frieden hätte aushandeln können. Der Kreml hatte sich von Beginn des zweiten Tschetschenienkrieges an gegen jeglichen Dialog auch mit gemäßigten Tschetschenen verwehrt und den Präsidenten gezielt mit dem islamistischen Terroristenführer und Wahhabiten Schamil Bassajew gleichgesetzt. Die Beseitigung Maschadows wird den Terror im Kaukasus eher ausweiten denn eindämmen.

KLAUS-HELGE DONATH