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Archiv-Artikel

Störfall in Ahauser Atomlager

Defekter Druckschalter löst Überwachungssystem aus. Anti-Atom-Initiativen beklagen mangelnde Sicherheit: Die Lagerhalle gleicht einer „Tropfsteinhöhle“, die Atommüll-Castoren rosten weiter

VON ANDREAS WYPUTTA

Der fehlerhafte Druckschalter eines Castor-Behälters hat am Sonntag das Überwachungssystem des Brennelemente-Zwischenlagers Ahaus ausgelöst. Der Atomcontainer sei aber zu jeder Zeit uneingeschränkt dicht gewesen, Radioaktivität sei nicht ausgetreten, teilte die Betreiberfirma „Brennelement-Zwischenlager Ahaus“ am Dienstag mit. Das defekte Teil sei in Abstimmung mit den Überwachungsbehörden inzwischen ausgetauscht worden, so die Gesellschaft mit beschränkter Haftung. „Es bestand zu keiner Zeit irgendeine Gefahr“, sagt auch Lothar Wittenberg, Sprecher des nordrhein-westfälischen Energieministers Axel Horstmann (SPD).

Jetzt fordern Grüne und Anti-Atom-Initiativen eine umfassende Aufklärung des Zwischenfalls. „Die Verantwortlichen des Zwischenlagers müssen deutlich machen, wo genau der Fehler lag“, fordert Rüdiger Sagel, Sprecher der grünen Landtagsfraktion – schließlich sei es in Ahaus schon mehrmals zu gravierenden Störfällen gekommen. „Wir hatten auch schon rostende Castoren.“

Die sorgen auch Anti-Atom-Aktivisten: Die Halle, in der die Castoren gelagert werden, sei „total nass“, gleiche „einer Tropfsteinhöhle“, klagen Matthias Eickhoff von der Münsteraner Initiative Widerstand gegen Atomanlagen und Felix Ruwe von der Anti-Atom-Bürgerinitiative (BI) Ahaus übereinstimmend. Um die Kühlung großer Castor-Behälter mit Brennstäben etwa aus den Kernkraftwerken Grundremmigen und Neckarwestheim sicherzustellen, sollte die Halle luftgekühlt werden. „Und durch die großen Löcher regnet es nun herein.“

Für die großen Atommüll-Container, die bei ihrer Anlieferung eine Außentemperatur von rund 100 Grad aufwiesen, sei die Feuchtigkeit kein Problem, so die Anti-Atom-Aktivisten. Derzeit lagern in Ahaus aber auch 305 kleinere Castoren mit hochradioaktiven Brennelementen aus dem stillgelegten Thorium-Hochtemperaturreaktor (THTR) in Hamm – und die rosten munter vor sich hin. Von „angeblich tellergroßen Löchern“ spricht Burkhard Helling, Vorsitzender der BI Ahaus. So hätten die oberen Deckel der Behälter abgeschraubt, sandgestrahlt und vom Ahauser Malermeister Heuten gestrichen werden müssen. Selbst Zwischenlager-Sprecher Jürgen Auer bestätigt die Probleme im Kern, will aber nur von „Flugrost“ sprechen. Dennoch würden derzeit alle 305 THTR-Container mit einem neuen „Korrosions-Anstrich“ versehen.

Den Anti-Atom-Initiativen reicht das nicht. Sie bezweifeln die Dichtheit der strahlenden Atommüll-Behälter: „Nach dem Sandstrahlen und Lackieren kann von der angeblichen Präzisions-Dichtung überhaupt keine Rede mehr sein.“