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Archiv-Artikel

unterm strich

Wer hätte es gedacht, wer würde nicht sofort aufmerken? Es liegt wieder eine Weltausstellung an, Nagoya in Japan ist die glückliche Stadt, die vom 25. März an zehntausende von Besuchern aus der ganzen Welt wird erwarten dürfen und tausenden von arbeitslosen Jugendlichen gut bezahlte Repräsentationsjobs an irgendwelchen Messeständen bieten wird – das allabendliche interkulturelle Besäufnis nach Arbeitsschluss inklusive. So war es zumindest in Hannover im Jahre 2000, und jeder, der dort war, erinnert sich noch heute voll Freude. Oder will im Nachhinein noch jemand meckern? Nagoya wird auf jeden Fall eine Kopie der 3.600 Jahre alten „Himmelsscheibe von Nebra“ zeigen, so die Sensationsmeldung des vergangenen Tages, die Archäologenkreise aufhorchen ließ und zum Reisebüro rennen ließ. Zwar ist es nur eine Nachbildung des archäologischen Sensationsfunds und sie wird auch nur zusammen mit anderen Zeugnissen der Menschheitsgeschichte zu sehen sein – wie etwa dem Raumanzug des sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin, der am 12. April 1961 als erster Mensch im Weltall war. Trotzdem will Deutschland mit diesem Nachbau die internationale Archäologenszene mächtig aufmischen. Die Himmelsscheibe wurde auf dem Mittelberg bei Nebra im Juli 1999 von zwei bereits verurteilten Raubgräbern zusammen mit einem Bronzeschatz ausgegraben. Die Himmelsscheibe zeigt die älteste konkrete Sternenabbildung der Welt. „Die Bildsprache der Himmelsscheibe spielt auch in der Kultur der Japaner eine große Rolle“, sagte der Archäochemiker Christian-Heinrich Wunderlich und betonte, die aufwendig gearbeitete Kopie bleibe ein wertvolles Einzelstück. Er leitete über fünf Monate das Team aus Chemikern, Archäologen und Künstlern, das die Himmelsscheibenkopie herstellte. Die Expo 2005 in Japan steht unter dem Thema „Die Weisheit der Natur“ und ist bis zum 25. September geöffnet. Insgesamt erwartet Japan bis zu 15 Millionen Besucher.

Vor genau fünfzig Jahren, am 12. März 1955, ist der Saxophonist und Bebop-Pionier Charlie Parker gestorben. Neben Louis Armstrong, Duke Ellington, Miles Davis und Ornette Coleman war „Bird“ das zentrale Genie des Jazz.