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Archiv-Artikel

„Keine Mauscheleien mehr“

Das Vertrauen der Aktionäre in die Unternehmen wird durch die Offenlegung der Bezüge gestärkt, das Gesetz kann bereits in diesem Jahr kommen, sagt Fritz Kuhn

taz: Herr Kuhn, Sie haben auf eine schnelle Gesetzesinitiative gedrängt. Warum?

Fritz Kuhn: Das Vertrauen von Anlegern am Börsenstandort Deutschland wird damit gestärkt. Mit der Offenlegung gibt es keine heimliche Mauschelmöglichkeit mehr zwischen Aufsichtsrat und Vorstand. Außerdem kann man etwas über die Leistung sehen. Ich halte es für völlig verkehrt, wenn Leute Gehaltserhöhungen erhalten auf der Vorstandsebene, während sie im Betrieb Menschen entlassen.

Warum muss man dafür die Gehälter einzeln kennen?

Weil man im Paket die Transparenz nicht hat. Es ist wichtig, dass man nicht nur das Gehalt, sondern auch die sonstigen Zahlungen wie Altersvorsorge kennt. Im deutschen System gab es bisher eine Verschwiegenheitszone zwischen Aufsichtsrat und Vorstand – zum Beispiel bei Mannesmann mit den Abfindungen.

Einige Unternehmen legen die Gehälter freiwillig offen. Was haben die davon?

Aktionäre können mehr Vertrauen haben in transparente Unternehmen. Die Unternehmen können mehr Mittel für Investionen am Markt bekommen.

Der BDI sagt, dass die Veröffentlichung der Bezüge in den USA dazu geführt habe, dass die Gehälter gestiegen sind. Ist das im Sinne des Erfinders?

Es geht bei der Frage nicht allein um die Höhe der Gehälter, sondern auch darum, ob die Genehmigung für Gehaltsveränderungen im Aufsichtsrat transparent ist. Man kann das deutsche und das amerikanische System nicht vergleichen, weil das duale System in Deutschland von Aufsichtsrat und Vorstand in den USA nicht besteht. Mit dem Vorschlag von Frau Zypries wird ein Fehler des deutschen Systems geheilt, den es in den USA gar nicht gibt.

Der Gesetzesvorschlag sieht ein so genanntes Opting-out vor. Das heißt, wenn 75 Prozent der Hauptversammlung die Gehälter nicht interessieren, bleiben sie Tabu. Ist das in Ihrem Sinne?

Darüber muss man im Gesetzgebungsverfahren noch mal reden. Aber selbst wenn es dabei bliebe, ist es ein Fortschritt gegenüber dem Status quo.

Wann kommt das Gesetz?

Das kann man noch in diesem Jahr machen.

INTERVIEW BEATE STRENGE