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Archiv-Artikel

Alte Meister kommen wieder

Lange galten alte Meister wie Frans Hals oder Jan Vermeer als Künstler von vorgestern. Jetzt erwacht wieder das Publikumsinteresse. Das Schloss Moyland zeigt Grafik von Rembrandt und seiner Künstlergenerationen

“Ein mutiges Unterfangen“ nennt der stellvertretende Museumsdirektor Ron Manheim das Ausstellungsprojekt „Rembrandt über die Grenzen“. Gewöhnlich fristet Druckgrafik ein Aschenputtel-Dasein in Museen – sie gilt nicht so ganz als „Original“. Viele der im Klever Schloss Moyland gezeigten Werke sind in den 1960er und 70er Jahren von den Museumsgründern Franz Joseph und Hans van der Grinten sogar für ein paar Mark auf Trödelmärkten erstanden worden.

Die Blätter von Kupferstechern der englischen „Society of Painter-Etchers“ wie Francis Haden, James Whistler oder David Cameron erzielten bereits im 19. Jahrhundert Spitzenpreise. Camerons ausgesprochen fein gestrichelte Darstellung der Kathedrale von York ist bis heute eine Ikone der Radierkunst. Die gotischen Spitzbogenfenster scheinen geradezu zu leuchten, Licht und Schatten bilden einen unübertrefflichen Kontrast. Im Zentrum der Ausstellung aber steht das große Vorbild der englischen Radierer-Gesellschaft: Rembrandt. Zwar hat der seine Drucke noch nicht handsigniert und durchnummeriert. Auch ist deren Anzahl sehr gering – die Versicherungssumme der insgesamt 60 aus dem Amsterdamer „Het Rembrandthuis“ geliehenen Werke aber astronomisch.

Rembrandt ist mit ausdrucksstarken Selbstporträts aus seinen verschiedenen Lebensabschnitten präsent und mit wunderschönen Landschaftsstudien, in denen er sich als großer Erzähler erweist. Menschen bei der Arbeit oder auf der Reise beleben die Landschaften und zugleich die Phantasie des Betrachters.

Während Rembrandt in Moyland seinen englischen Nachfolgern gegenübersteht, zeigen an dem Projekt beteiligte Museen in den kaum zwanzig Kilometer entfernten niederländischen Städtchen Gennep, Cuijk und Boxmeer Druckgrafiken von deutschen, österreichischen und holländischen Radierern vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

HOLGER ELFES

Bis 3. Juli 2005Infos: 02824-951060