VORMERKEN
: In einer langen Nacht erinnert man morgen an Erich Mühsam

Erich Mühsam. Der Dichter und Kabarettist. Ein politischer Aktivist. Zentrale Figur der Schwabinger Boheme, im Kreis von Heinrich Mann, Frank Wedekind und Lion Feuchtwanger, einer der Anführer der Münchner Räterepublik. Anarchist. Am 10. Juli 1934 fand man seine sterblichen Überreste, in Oranienburg, aufgehängt in der KZ-Latrine. Und man darf sich sicher sein, dass er nicht freiwillig da reingegangen ist. Erich Mühsam war einer, den die Nazis gleich als einen der Ersten totgeschlagen haben. In Gedenken an seinen 75. Todestag trifft man sich am morgigen Donnerstag im Gedächtnispark Lehrter Zellengefängnis gegenüber dem Hauptbahnhof um 19 Uhr zu einer zwölfstündigen literarisch-musikalischen Nachtwache. Sitzgelegenheiten sollten bei Bedarf selbst mitgebracht werden, auch Windlichter wären für die Beleuchtung zur Nacht hilfreich bei der Do-it-yourself-Veranstaltung, bei der sich auch das Publikum (nach Absprache) beteiligen darf. Muss ja nicht mit dem ewigen, der deutschen Sozialdemokratie gewidmeten „Revoluzzer“ („War einmal ein Revoluzzer, im Zivilstand Lampenputzer …“) sein. Zu Ehren von Erich Mühsam mag man sich vielleicht die paar Zeilen aus seiner Hand mitnehmen: „Hinter den Häusern heult ein Hund. / Denn die Schatten der Nacht sind bleich und lang; / und des Meeres Herz ist vom Weinen wund; – / und der Mond wühlt lüstern im Tang.“ TM

■ Mühsam-Nachtwache: Gedächtnispark Lehrter Stadtgefängnis, Eingang Minna-Cauer-Straße. Donnerstag, ab 19 Uhr. Eintritt frei