: Gegen Militärdienst
250 israelische Abiturienten wollen den Einsatz in den besetzten Gebieten verweigern. Ihnen drohen Haftstrafen
JERUSALEM taz ■ Für die israelische Armeeführung bahnt sich ein Albtraum an. Die erste Affäre von fünf jungen Militärdienstverweigerern, die sich mit ihrem über Jahre hinziehenden Prozess immer wieder den Weg in die Schlagzeilen verschafften, schien mit ihrer Entlassung im vergangenen Spätsommer gerade ausgestanden zu sein. Nun kündigen nicht weniger als 250 Abiturienten schriftlich an, sich „für die Besatzung nicht rekrutieren lassen“ zu wollen. Viele von ihnen sind Schüler renommierter Gymnasien.
Die Besatzung führe zur „Unmenschlichkeit“, zur „Zerstörung von Häusern, Verhaftungen und Tötungen ohne Prozess“. In dem offenen Brief an Premierminister Ariel Scharon, die Verteidigungs- und Erziehungsminister sowie den Stabschef ist von Unschuldigen die Rede, die zu Opfern gemacht würden, denen Nahrung und medizinische Hilfe verweigert werde. Gleichzeitig würde die Besatzung das Leben in Israel nicht sicherer machen.
Der 18-jährige Eyal Barami, der den Brief unterzeichnete, will, wie er gegenüber der israelischen Tageszeitung Jediot Achronot erklärte, entsprechend seiner Order diese Woche im Einberufungsbüro erscheinen, dann aber um Befreiung vom Militärdienst bitten. Einen zivilen Ersatzdienst gibt es in Israel offiziell nicht. Alle israelischen Juden werden im Alter von 18 Jahren zum Militärdienst eingezogen. Männer müssen drei Jahre in der Armee dienen, Frauen 21 Monate. Befreit vom Dienst an der Waffe sind aber in der Regel religiöse und verheiratete Frauen sowie Studenten einer Jeschiwa (Thora-Schule).
Die Unterzeichner des offenen Briefes unterstützen den geplanten Abzug aus dem Gaza-Streifen, mit dem allein allerdings „die Besatzung noch nicht zu Ende ist“, so Barami. Niemand könne ihm versprechen, dass er nur zur Evakuierung von Siedlungen eingesetzt werde. Sollten die Abiturienten ihr Vorhaben umsetzen, müssen sie mit langen Haftstrafen rechnen. Die fünf früheren Kriegsdienstverweigerer, die im vergangenen September freikamen, blieben zum Teil länger als 18 Monate hinter Gittern. SUSANNE KNAUL