„Wer Kultur sagt, sagt Verwaltung“

Ein CDU-Symposium diskutiert mit auswärtigen Experten die geplante Neuordnung der Bremer Kulturverwaltung. Das – wenig überraschende –Ergebnis lautet: Veränderung tut not. Und motivierte Mitarbeiter wären kein Schaden.

„Die negative Lesart ist, dass man vieles angefangen, aber nicht fortgesetzt hat“.

Bremen taz ■ Der Prolog zu diesem Abend war am Dienstag in der Schwankhalle zu sehen, wo die Bremer Kultur nach dem Scheitern der Kulturhauptstadtsbewerbung ihre Wunden leckte. Der Intendant des Bewerbungsteams, Martin Heller, sprach über die Bewerbung, über die Fortsetzung der Arbeit und schließlich über die Kulturverwaltung. Dass man eine Person an ihrer Spitze brauche, die imstande sei, inhaltliche Prioritäten zu setzen und zugleich die wirtschaftliche Dimension von Kultur zu sehen. „Nicht die Kulturbehörde generell ist schlecht“, sagte er, schloss damit nicht aus, dass Teile es durchaus seien und beschied schließlich dem Publikum: „Sie als Kulturschaffende haben teilweise nicht schlecht damit gelebt und sich in der Sicherheit gewiegt, besser zu sein“. Das Publikum schwieg.

Gestern Abend lud die Bremer CDU zum gleichen Thema in die Weserburg ein. Die Stuttgarter Bürgermeisterin Iris Magdowski, Heinrich Bethge von der Hamburger Kulturbehörde und Bernd Wagner von der Kulturpolitischen Gesellschaft Bonn sollten den Bremern Auskunft darüber geben, wie eine gut arbeitende Kulturverwaltung aussehen sollte.

Doch bald zeigte sich, dass die Ausführungen über Stuttgart und Hamburg zwar interessant, aber nicht unbedingt auf die bremische Situation übertragbar sind. So plädierte Iris Magdowski dringlich für die in Stuttgart praktizierte Zusammenfassung von Kultur, Sport und Bildung in einem Ressort, doch ist dies in Bremen innerhalb dieser Wahlperiode wohl kaum zu verwirklichen. Heinrich Bethge dagegen erklärte vor verwirrend kleinteiligen Folien, wie man in Hamburg – einer Senatorin unterstellt, die ausschließlich für Kultur zuständig ist – mit vier Fachabteilungen und einer betriebswirtschaftlichen Einheit die Kultur verwaltet. Seine 95 Planstellen ließen die Bremer aufhorchen (Bremen: 35 Stellen), die dabei allerdings außer Acht ließen, dass der hamburgische Kulturhaushalt ein Mehrfaches des bremischen beträgt. Wie groß die betriebswirtschaftliche Einheit in Hamburg sei, wollte man wissen und schien überrascht, dass es nur zwei Stellen sind.

Erhellender noch waren die Ausführungen von Bernd Wagner, der den Finger nachdrücklich in die Wunde Bremer Kulturverwaltung legte. „Positiv gesehen gab es vielfältige Ansätze von Reformvorhaben. Die negative Lesart wäre, dass man vieles angefangen, aber nicht fortgesetzt hat“. Er zitierte Adorno – „Wer Kultur sagt, sagt auch Verwaltung“ (siehe Kasten) – und verwies darauf, dass angesichts des Bremischen Zick-Zack Kurses demotivierte Mitarbeiter alles andere als erstaunlich seien. Eben jene standen auch im Mittelpunkt der Redebeiträge aus dem Publikum: sei es verteidigend (Kulturbehörde) oder anklagend (Kulturschaffende). Man müsse sie mitnehmen in den Veränderungsprozess, so beschied CDU-Kultursprecher Wolfgang Schroers in seinem Schlusswort. Derweil raunte man sich im Publikum ketzerische Fragen zu: Warum hat die Behörde keinen Sponsoring-Beauftragten? Wann gibt es Zeitverträge für die Kulturverwalter?

grä