Wir sind S-Bahn!
Mit dem Rad

NAHVERKEHR Die S-Bahn hat kein Konzept, wie sie mit den sich häufenden Zugausfällen umgehen soll. Eigentlich kein Problem, denn die Konkurrenz schläft nicht: Mit Rad, U-Bahn und Bus kommen die Berliner auch ans Ziel

■ Wer sein Fahrrad derzeit mit in die S-Bahn nehmen möchte, sorgt für schlechte Stimmung: Es ist so voll in den wenigen Wagen, dass Radler besser die ganze Strecke per Velo zurücklegen. Von Haustür zu Haustür geht es ohnehin meist schneller als mit der Bahn. Der Fahrradstadtplan www.bbbike.de spuckt die schnellste Route zur Arbeit aus, wahlweise auf Nebenstrecken und ohne Kopfsteinpflaster. Radfahren kann sich auch finanziell richtig lohnen: Auf die Gewinner der jährlichen ADFC-Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ wartet – ein Fahrrad (www.adfc.de) PEZ

Mit Bahn, Bus, Auto und – Draisine

■ Die Konzernmutter Deutsche Bahn sucht nach Alternativen: Ab kommender Woche fahren zwischen Potsdam und Berlin doppelt so häufig Regionalzüge: werktags zwischen 6 und 20 Uhr alle 15 Minuten. Um den Zugverkehr zum Flughafen Schönefeld zu verbessern – die Linie S45 ist derzeit komplett gestrichen – kann der SXF1-Schnellbus zwischen Südkreuz und Terminal ohne Aufschlag genutzt werden. Er fährt zwischen 5 und 23 Uhr alle 20 Minuten.

Vielen Berlinern ist das offenbar zu wenig: Der innerstädtischen Mitfahrzentrale Citypendler zufolge haben sich die Neuanmeldungen seit Mitte der Woche verdoppelt (www.citypendler.de). Der Verkehr auf den Straßen hat sich indes kaum verstärkt. Das sagt jedenfalls die Polizei, die bisher auch nicht mehr Unfälle verzeichnet hat. Bei Carsharing-Vereinen muss man Mitglied werden – wohl eine Hemmschwelle für viele S-Bahn-Leidende. Die Eintritte hätten sich in dieser Woche nicht gehäuft, erklärt etwa der Anbieter Cambio.

Ganz neue Möglichkeiten ergeben sich, sollte die S-Bahn die Gleise ganz räumen müssen, wie bisweilen spekuliert wird. Draisinen sind seit dem 19. Jahrhundert erprobte Gefährte, ein Räderbruch ist unwahrscheinlich. Gebrauchte Draisinen sind im Internet für 2.000 Euro zu haben. Führerschein braucht man nicht, aber körperliche Grundfitness. Mit einer Schienendraisine können mindestens 10 Kilometer in der Stunde zurückgelegt werden. Wer regelmäßig übt, wird natürlich schneller, und wer ganz schnell wird, kann sich bei den Weltmeisterschaften in Finnland mit den besten Draisinenfahrern messen. PW, PEZ

Mit der U-Bahn

■ In der Not steht der S-Bahn sogar die Konkurrenz zur Seite, wenigstens ein bisschen. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben sich bereit erklärt, „kurzfristig Kapazitäten zu übernehmen“, erklärt Sprecher Klaus Watzlak. Besonders bei Großveranstaltungen (Pyromusicale heute und morgen, U2-Konzert am 17. Juli, Leichtathletik-WM Mitte August) soll der U-Bahn-Verkehr verstärkt werden. Hier und da ein zusätzlicher Zug oder wenigstens häufiger die volle Wagenlänge. Jede zusätzliche Fahrt lässt sich die BVG natürlich bezahlen. PW