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Archiv-Artikel

DER NEUE HONECKER: KARL-THEODOR ZU GUTTENBERG

Michael Jackson ist tot, es lebe Karl-Theodor zu Guttenberg! In der vergangenen Woche hatte das Trockenhaubenmagazin Stern eilig eine ebenso endlose wie unerhebliche Bilderstrecke zum „König des Pop“ ins Blatt gehievt. Jetzt ist „der coole Baron“ dran, wie der adelsverknallte Stern titelt, auf dessen Cover ein lässig krawattenloser Wirtschaftsminister prangt. Auf sage und schreibe 15 Fotos in einer Ausgabe grinst einem das fränkische Galgengesicht des Freiherrn zu Guttenberg entgegen, der laut Stern-Chefredakteur Thomas Osterkorn „ein freier Herr“ ist. Ein Wortspiel, das selbst für einen Chefredakteur schon eine beachtliche Leistung an gedanklicher Beschränktheit darstellt, übersetzt aber so viel heißt wie „ein feiner Herr“. Denn Herrschaftsprosa, das konnte der Stern schon immer ganz besonders gut. Und so feiern die Hamburger Schmierlappen den Krisengewinnler zu Guttenberg bereits als „möglichen Kanzlerkandidaten“ und dichten ihm eine „Kanzlerdimension“ an den sehnigen Hals. 15 Fotos eines Ministers – das jedenfalls ist schon fast wie zu besten Honecker-Zeiten im Neuen Deutschland.