: Sparen am falschen Ende
Krankenkassen sind besorgt, weil immer weniger Patienten zu Vorsorgeuntersuchungen gehen
Im Zuge der Gesundheitsreform ist es zu einem Rückgang bei der Nutzung von Vorsorgeuntersuchungen gekommen. Krankenkassen führen dies auf Verwirrungen durch die neue Gesetzeslage zurück.
Nach Angaben der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hamburg (KZV) etwa haben sich viele Hamburger im vergangenen Jahr aus Sorge vor Gebühren nicht zum Zahnarzt getraut. Selbst die nach wie vor kostenfreien Vorsorgeuntersuchungen, für die auch nach den jüngsten gesetzlichen Änderungen keine Praxisgebühr fällig wird, seien weitaus weniger genutzt worden. Viele seien verunsichert „durch das ewige Heckmeck um Gesundheitsreform und Kassenbeiträge“, glaubt KZV-Chef Eric Banthien. Hamburger Zahnärzte sind nun „in Sorge“, dass die regelmäßige Zahnkontrolle vernachlässigt wird: Kinder bis 6 Jahre haben Anspruch auf 2 bis 3 Untersuchungen im Jahr, Erwachsene können ihre Zähne einmal im Halbjahr kostenfrei durchchecken lassen.
Auch im Bereich der Krebsvorsorge zeigt die Gesundheitsreform unerfreuliche Wirkungen. Die Kaufmännische Krankenkasse in Hamburg (KKH) hat bei ihren weiblichen Mitgliedern einen Rückgang der Früherkennungsuntersuchungen verzeichnet. Während der Anteil der männlichen Teilnehmer an der Krebsvorsorge gestiegen sei, gingen fast neun Prozent weniger Frauen zu den wichtigen Tests.
Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte die Zahl lebensgefährlicher Erkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs wieder steigen, warnt KKH-Sprecher Jörg Hamacher. Viele Patienten wüssten nicht, dass die Vorsorgeprogramme weiterhin von der Praxisgebühr befreit seien. Es sei Aufgabe der Ärzte, Patienten stärker auf die kostenfreien Gesundheitschecks hinzuweisen.
Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) verzeichnet ebenfalls sinkende Arztbesuche. Die sieben Millionen DAK-Versicherten hätten 2004 rund acht Prozent weniger ärztliche Leistungen in Anspruch genommen als im Vorjahr, so DAK-Chef Herbert Rebscher. YE