piwik no script img

Archiv-Artikel

Der CDU-„Bernhardiner“: Bernhard Worms

Die CDU Nordrhein-Westfalen feiert heute den 75. Geburtstag ihres größten Wahlverlierers. Bernhard Worms aus Pulheim steht für eine Epoche christdemokratischer Oppositionszeit, die mit der Landtagswahl im Mai enden sein soll

Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl kommt. CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers kommt. Die Granden des Konservativismus begeben sich heute in den Kaisersaal der Abtei Pulheim-Brauweiler, um den 75. Geburtstag eines großen Verlierers zu feiern. Bernhard Worms, ehemaliger Oppositionschef im Düsseldorfer Landtag, galt zu aktiven Zeiten als glückloser, tapsiger Politiker. Dennoch wird sein Ehrentag heute mit großem Brimborium gefeiert.

Landtagswahlkampf 1985. SPD-Ministerpräsident Johannes Rau war auf dem Gipfel seiner Macht. Bernhard Worms wurde nach langem Personalstreit innerhalb der CDU-NRW zum Rau-Herausforderer ernannt. Der Postabteilungspräsident a. D. aus der rheinischen Provinz galt als Verlegenheitskandidat – er stand im Schatten anderer NRW-Christdemokraten wie Kurt Biedenkopf. Rau konnte im Wahlkampf gut Dönekes erzählen. Worms verhaspelte sich dagegen oft. Einmal sagte er „Johannes Kohl“, als er den damaligen Kanzler meinte. Johannes Raus Spruch lautete: „Versöhnen statt spalten.“ Worms wurden dagegen seltsame Sätze zugeschrieben wie: „Ein Politiker des Inhalts bin ich.“

Weil der Kandidat so gemütlich-unbeholfen wirkte, kam die Junge Union auf die Idee, sein Image mithilfe eines Wahlkampf-Comics aufzubessern. So wurde „Berni, der Bernhardiner“ geboren. Doch während der schwerfällige Hund seine Cartoon-Abenteuer erfolgreich bestand, ging Bernhard Worms am Wahlabend im Mai 1985 regelrecht ein. Die SPD baute ihre absolute Mehrheit aus, die CDU erlebte ein Debakel. Worms verantwortete das schlechteste Ergebnis nach dem Krieg: 36,5 Prozent.

Trotzdem durfte Worms CDU-Fraktionschef im Landtag bleiben. Die „politische Null an der Spitze“, schrieb die taz. Der FDP-Abgeordnete Wolfram Dorn lästerte im Spiegel, dass „man mit Worms keine Absprache treffen kann“. Worms sei „zu schwach, um Zusagen, die er uns gegeben hat, vor der Fraktion durchzusetzen“. Doch der „leeve Bernhard“ behauptete sich in vielen Machtkämpfen – auch dank Kanzler Kohl, der Worms 1987 bei der Neuwahl des Fraktionsvorstands erfolgreich gegen Biedenkopfs Kandidatin Christa Thoben unterstützte.

Erst Anfang der 1990er Jahre verlor er seine politische Macht. Schlagzeilen machte Worms, der heute für die Senioren-Union aktiv ist, vor drei Jahren im Kölner Müllskandal. Damals bekräftigte der Polit-Rentner, dass er mit der Affäre um den Unternehmer Hellmut Trienekens nichts zu tun habe. Er räumte nur ein, dass er einen Beratervertrag mit Trienekens abgeschlossen hatte.

Heute wird CDU-Chef Rüttgers (ebenfalls Pulheim) die Festrede auf Worms halten. Der Oldie gilt als Ziehvater des aktuellen Ministerpräsidenten-Kandidaten. Bei der Landtagswahl am 22. Mai soll Rüttgers die lange Niederlagenserie der CDU-NRW beenden – und dem politischen Wirken des „Bernhardiners“ nachträglich einen positiven Sinn verleihen. MARTIN TEIGELER