Atomreaktor interessierte sehr wohl

Betr.: „Bremer Atomreaktor kostet immer noch“, taz bremen vom 05. März 2005

Die schon in der Überschrift suggerierte Aussage, dass der kleine Atom-Forschungsreaktor (0,1 Watt Leistung) in der damaligen Hochschule für Technik die Anti-Atomkraft-Bewegung nicht interessierte, stimmt überhaupt nicht. Nicht nur, dass die in der Vor-Tschernobyl-Zeit doch sehr kleine Anti-AKW-Gruppe in Bremen um Professor Jens Scheer Flugblätter und Stellungnahmen zu diesem „Bremer AKW“ herausgab, nein, in der Renaissance der Bewegung nach Tschernobyl gab es Anfragen an die Hochschule, auch mit Auskünften. Und es gab sogar eine offizielle Anfrage an den Bremer Senat von mir als Vertreter der Bremer Bürgerinitiative gegen Atomanlagen (BBA) vom Dezember 1987. (…)

Nach Tschernobyl beschloss die damalige Bremer SPD-Alleinregierung (das gab es auch nur früher), aus der Atomkraft auszusteigen. Umso wichtiger, den Senat an seine Hausaufgaben im eigenen Land zu erinnern: keine Atomtransporte durch Bremer Häfen, Ausstieg aus der Beteiligung am Hochtemperaturreaktor in Hamm und Abschalten des Forschungsreaktors an der Hochschule. Es kam tatsächlich am 6. Juli 1988 eine Antwort vom Bildungs- und Wissenschaftsressort zu den von uns gestellten zwölf Fragen. Die Antwort war klar: die Gefährdung und die Entsorgung des anfallenden Atommülls angesichts des kleinen Reaktors wurde verharmlost – „… eine Entsorgung ist praktisch nicht erforderlich …“. Gleichwohl sollte bereits damals der Sinn des Mini-Reaktors für Forschung und Lehre überprüft werden. Wenn die in der taz zitierten Anti-AKW-Kämpfer Peter Willers und Helga Rinsky von dem „Bremer AKW“ nichts wussten, dann heißt das nicht, dass sich die Bewegung nur für tolle, große Schlachten in Brokdorf und Gorleben begeistert hätte. (…) Die Politik vor Ort, so auch der Plutonium-Umschlag in den Bremer Häfen, war auch schon zu Hochzeiten der Bewegung ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. PELLE PELSTER, Bremen